Volltext: Evangelischer Führer durch Österreich

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deutsche Frömmigkeit umstrickt hatten, ein¬ 
mütig abgeworfen, in der Sturmflut der 
Gegenreformation aber ihr kaum errunge¬ 
nes Kleinod der Glaubensfreiheit auf Jahr¬ 
hunderte hinaus wieder verloren. Wie 
Lawinen Wiesen und Felder vermuren und 
zur grauenhaften Wüste machen, so ging 
vor 300 Jahren die Gegenreformation, 
alles Leben zerstörend, durch diese Lande. 
Was nicht in dem hereinbrechenden Un¬ 
wetter zu Grunde ging, das zermürbte 
jahrhundertelanger Druck, das erstarb fast 
restlos im eisigen Winter jesuitischer Zwing¬ 
herrschaft. 
Wanderer, der du heute durch unser 
schönes Land, kommst, du ahnst nicht die 
Schrecken vergangener Zeiten. Friedlich 
wogen die Felder im Segen reifender 
Früchte, freundlich ragen die Berge, grü¬ 
ßen die Seen, rauschen die Flüsse — al¬ 
les wie ehedem — aber wie viel wüßten 
sie zu erzählen von namenlosem Leid, 
das über seine Bewohner kam — um ih¬ 
res -evangelischen Glaubens willen, in ih¬ 
rem Ringen und Kämpfen um Glaube 
und Heimat. 
Unsichtbar steht fast über jedem Hause 
ein „Marterl", da und dort erheben sich 
seit Jahren wuchtige Denkmale über den 
Massengräbern gefallener Glaubenshelden 
und über dem ganzen Gebiete steht ernst 
und doch hoffnungsfreudig das Kreuz-, 
das Wahrzeichen der Kirche Jesu Christi, 
grüßt Luthers Wappenspruch: „Das Chri¬ 
stenherz auf Rosen geht, wenns mitten 
unter Dornen steht." 
So d gewiß der Winter dem Früh¬ 
ling weicht, so mußten endlich nach har¬ 
ter Prüfungszeit wieder Duldung und
	        
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