Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

legende Befehl gebot der Heeresgruppe Linsingen, die derzeit besetzten Linien als 
Dauerstellungen auszubauen. Daraus sprach der Entschluß der obersten Führung, 
keinen Schritt vor den Russen zu weichen. 
Schon am 7. ließen verschiedene Wahrnehmungen aus neue Kämpfe schließen. 7.8. 
In der Nacht übergelaufene Moskalis kündeten für den 8. einen Großangriff an. 
Tatsächlich lag am 8. August seit 5 Uhr morgens vorbereitendes Artilleriefeuer 8.8. 
auf dem Einbruchsabschnitte Rudka Mirynska—Bol. Porsk der zur neuen Offen¬ 
sive ausholenden Armee Begobrazow. Das XXX. Russenkorps sollte die Stellun¬ 
gen des öst.-ung. II. Korps, FML. Kaiser, neuerdings berennen, während die Kern¬ 
truppen des Zaren, die im I. Gardekorps vereinigten berühmtesten Regimenter, 
sich südlich des II. Korps zusammenballten. 
Unter dem russischen Zerstörungsseuer litten Brustwehren und Gräben des 
Hesserregimentes. Besonders hart wurde der Abschnitt der Steirer getroffen. In 
den Nachmittagsstunden flaute der Feuerfchwall ab, schlug aber um 3 Uhr nachm, 
in Trommelfeuer um, das Schlag 5 Uhr nachm, plötzlich nach rückwärts aus¬ 
schwenkte. Die Steirer hatten diesen Augenblick herbeigesehnt. „Wann 's nur scho 
bald angingst, nacher wern die Moskali scho segn, daß do koane Loampatzn nit 
soan!" In sieben bis neun Linien rauschte die Tellermützenwoge heran, aber die 
Steirer stemmten sich gelassen, mit unerschütterlicher Kraft gegen den Ansturm. 
Bis an die schon arg zerschossenen Drahthindernisse ließ man die Wellen der 
80. Russendivision heran. Da zeigte sich die alterprobte Ruhe und Kaltblütigkeit 
der 27er, die wie beim Scheibenschießen Schuß auf Schuß abgaben, jeder ein 
Treffer. Schon die erste Linie brach zusammen. Die rückwärtigen Wellen erledigte 
der Sperrseuerhagel unserer Batterien. IR. 49 ließ alle Anstrengungen vor den 
Hindernissen zuschanden werden. Nach 7 Uhr lief der Moskowiter neuerlich an, 
erlitt aber in der Dunkelheit das gleiche Schicksal wie zuvor. Vor dem IV. Baon., 
den 27ern, lagen an die 300, vor dem linken Flllgelbataillon (I.) 500 tote Russen. 
Aber auch manch wackerer Steirer wurde aus dem Friedhose von Rudka Mirynska 
in den wolhynischen Sandboden gebettet. 
IR. 49 erlitt am 8. August eine Einbuße von 29 Toten, 82 Verwundeten. 
An der erfolgreichen Abwehr der Russenanstürme, die vornehmlich gegen die 
inneren Flügel der beiden Divisionen des II. Korps gerichtet waren, hatte auch 
das rechts benachbarte Siebenbürger HIR. 32, daneben ein Bataillon des deutschen 
IR. 377, rühmlichen Anteil. Die in der ersten Linie fechtenden Truppen hatten 
hingereicht, den Feind zur Umkehr zu zwingen. Auch der durch ein mächtiges 
Trommelfeuer eingeleitete nachmittägige Angriff der Zarengarde war nach erbit¬ 
tertem Ringen bis -zum Tagesanbrüche vor der deutschen 107. ID. gescheitert. 
„Die Russen waren ob des ausgesprochenen Mißerfolges schwer enttäuscht und 
standen sofort von jedem weiteren Angrisssversuch ab. Der geplante Durchbruch 
der Armee Bezobrazow auf Kowel war wieder an der unerschütterlichen Abwehr 
der Gegner abgeprallt. Auf beiden Seiten fiel man in den Stellungskampf zurück. 
Kleine Unternehmungen, die in den folgenden Tagen beim öst.-ung. II. Korps durch¬ 
geführt wurden, bewiesen, daß der Feind den Verbündeten im Vorfelde die Ober¬ 
hand überließ V‘ 
1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, V., 169. 
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