Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

verabschiedet, der sich am 15. Juli bei gleichzeitiger Erhebung in den Grafenstand auf den 
Ruheposten eines Obersten der kaiserlichen Hofgarden zurückziehen muhte. Er tat dies mit 
dem Gefühl, ein sinkendes Schiff zu verlassend" 
Conrads Nachfolger in Bozen wurde Erzherzog Joseph; den Oberbefehl über die 
6. Armee erhielt Fürst Schönburg. 
Mit Conrads Enthebung wähnte man der öffentlichen Meinung gegenüber Tribut 
gezahlt zu haben. Mit Nichten! Das Mßtrauen zur höchsten Befehlsstelle war nicht 
mehr zu bannen. 
„Aus dieser Iunischlacht, in der die k. u. k. Truppen sämtlicher Nationen der absterbenden 
Monarchie ihr Bestes restlos gegeben und noch einmal die Probe ihres Zusammenhaltes in 
glänzender Weise abgelegt hatten, nahm die schwergeprüfte k. u. k. Wehrmacht nebst ihrer 
unbefleckten Ehre nur noch die Überzeugung mit, daß sie die ehrlichen Waffen des Feindes 
auch weiterhin nicht zu fürchten habe. Der sie dann zu Falle bringen sollte, war nicht in 
der noch vier Monate hindurch respektvoll gegenüberliegenden Front zu suchen. Es war das 
eigene Staatengebilde, das sich den Anforderungen der Kriegsführung nicht mehr gewachsen 
zeigte. So wurde denn die Iunischlacht in Venetien zum letzten Lied, zum Schwanengesang 
der aus vielhundertjähriger deutscher Kulturarbeit erstandenen, ruhmreichen, ehrwürdigen 
k. u. k. Armeen" 
Das Regiment im Stellungsabschnitte Canove di sotto — 
Canove di sopra 
(16. Juni bis 2. August 1918) 
Skizze 35 
Die harte Prüfung des 15. Juni hatte das Regiment schwer getroffen. Allein 
der Krieg ging weiter. Das wußten die Steirer. Standhalten hieß es. Trotz aller 
bitteren Enttäuschung — der bergfeste Älplevgeist war ungebrochen. Und das war 
das Entscheidende. 
Wohl lastete noch geraume Zeit hindurch das von jedem einzelnen des Regi¬ 
mentes klar erfaßte Geschehnis gleich einem bösen Alp auf den Gemütern. Keine 
Milderung brachte die geradezu jammervolle Lage im Abwehrraume des Regi¬ 
mentes, vor allem der Mangel an Kavernen und Unterkünften, die durch die 
Niedertracht der Wetterlage noch verschärft wurde. In der zweiten Iunihälfte 
grassierte zudem in den ohnehin dünnen Reihen des Regimentes eine Influenza¬ 
epidemie, die den Kampfstand in geradezu erschreckender Weise lichtete1 3. Erst nach 
Ablauf des ersten Julidrittels war diese Krise überwunden. 
Die Kampfzone umfaßte die Sektionen 10 und 11. In jeder stellte ein Bataillon 
die Besatzung, während ein Bataillon am Südhange der Assaschlucht in Reserve 
lag (Details aus Skizze 35). Die Hauptverteidigungslinie zog sich entlang der 
Straße Canove di sotto—Canove di sopra. Rechts schloß im Stellaabschnitte das 
IR. 17 oder IR. 127, links das IR. 74 oder IR. 42 (von der 52. ID.) an. Hinter 
der alten, vor dem Straßenzuge liegenden ersten Linie, teilweise auch in ihr selbst, 
wurden Infanterie- und Maschinengewehrnester angelegt. Im Zwischengelände 
1 Glaise-Horstenau, „Der Zusammenbruch", aus Schwarte, Band V. 
2 Pitreich, Der öst.-ung. Bundesgenosse im Sperrfeuer, 379, 380. 
3 So weist der Standesrapport des am härtesten betroffenen II. Baons. am 2. Juli 
folgende Stände aus: Stab 3/4, 5. Komp. 1/15, 6. Komp. 1/14, HMGZ. 0/7, 7. Komp. 3/22, 
8. Komp. 4/8, HMGZ. 0/1, Sturmpat. 1/12, MGK. II 2/38. Es konnten nur 4 MG. und 
1 HMG. bedient werden. 
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