Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

und die waldlose Hochfläche ist gewonnen, die zur Assaschlucht abdacht. Im hastenden 
Bergab wird der zertrichterte Hangweg, gemeinsam mit einer dahineilenden Trag¬ 
tierkolonne, genommen. Gespenstisch tauchen zur Rechten im Abenddunkel die 
Ruinen Roanas auf. Bald versinkt die Kolonne in die Tiefe der Assaschlucht. Wer 
dachte dazumal, daß das Schicksal des Regimentes mit ihr bis zum Kriegsende 
verknüpft fein würde? 
Der Assaschlucht fehlte es nicht an landschaftlichem Reiz. Pittoreske Steilwände 
blieben nicht ohne Eindruck auf den Neuankömmling. Allein im vierten Kriegs¬ 
jahre hatte der Sinn für Naturschönheiten auch bei den Söhnen der Berge starke 
Einbuße erfahren. Diese gähnende Schlucht mochte noch im Banne freundgesinnter 
Naturbetrachtung stehen, insolange sie als eine schier unbezwingbare Schutzwehr 
gegenüber dem Feinde willkommen war. Dies traf feit dem Spätherbste 1917 nur 
mehr für den..Abschnitt von der Einmündung der Ghelpachschlucht bis Pedescala zu, 
wo sich die Assa mit dem Astico vereint. 
Für die beiden Regimenter der 12. IBrig. — IR. 17 und IR. 27 —, die in den 
Stellungsbereich einzogen, mit der Schlucht im Rücken, traten die landschaftlichen 
Reize wahrhaftig in den Hintergrund. Dieser gähnende Kraterriß barg Gefahr, diese 
wildromantische Schlucht konnte zur Teufelsschlucht, zur heimtückischen Falle 
werden! Wenn je ein angrissswilliger Feind hier mit Macht zum Stoße ansetzte, 
dann ging es um Sein oder Nichtsein! Jeder Schritt in die schwer vergaste Schlucht 
brächte sicheren Tod! 
Das von den Truppen der 12. IBrig. zu betreuende Stellungsgebiet lag 
zwischen Assa- und Ghelpachschlucht. Im Winkel erhob sich die Cma. tre Pezzi 
(941 in). Von ihr zog die erste Linie im schwachen Bogen ostwärts, um nach über- 
guerung einer Einsattelung den Ambrosinirllcken hinanzusteigen. Die aus der Höhe 
des Rückens (968 m) liegenden Ruinen einer Häusergruppe standen wiederholt im 
Brennpunkte von Kämpfen. Der Linienzug wandte sich dann nordostwärts gegen 
die Assaschlucht zur Höhe von Stella (961 m), vom Ambrosinirücken durch eine 
zur Assa hinabführende Furche — die „17er-Rachel" — getrennt. Sie bildete die 
Grenzlinie zwischen 17ern und 27ern. An der Einmündung der Ghelpach- in die 
Assaschlucht sprang unsere Stellungssront aus das Norduser der Assa über. Es 
waren jene gut ausgebauten Dauerstellungen, die südlich der Ortschaften Mezza 
Selva, Albaredo, Rotzo und Eastelletto entlang des Nordrandes der Schlucht ver¬ 
liefen und vom Regiment« anfangs Dezember 1917 wenige Tage bezogen waren. 
Hinter ihnen erhöben sich die waldbedeckten, stattlichen Höhen des Mt. Erio 
und Spitz della Bisa, an deren Fuß die eigenen Kleinkaliberbatterien standen, die 
nur allzu oft den Fein>d zu mörderischer Beschießung reizten. 
Gegenüber dem Bvechpunkte unserer Front hatte der Feind die Höhe Sculazzon 
(1022 m) zu einer starken Bastion ausgebaut. Die Kanoniere der Sculazzonbatterien 
waren höchst ungemütliche Gesellen, vermochten sie doch in den Rücken des Stel¬ 
lungsbereiches zu schießen und den aus der Bal Grabo führenden Übergang unter 
Feuer zu setzen. Gegenüber dem Stellarücken, an den der Canoveabschnitt grenzte, 
trat die feindliche erste Linie zurück, immer der waldumhegten Bal Ghelpach 
folgend und durch den geheimnisoollen Boseo di Cesuna wider allen Einblick 
geschützt. Im Stellaabschnitte befand sich das alte italienische Stellawerk, dessen 
Front gegen Nord gerichtet war; es bestand aus Erdwällen, aus einer Kasematte 
mit schwacher Betondecke und aus einigen Kavernen. Das „Werk" entsprach nach 
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