Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

Da die Diplomaten den Frieden nicht zu erreichen vermochten, wollten 
Hindenburg, die moralische Spitze und Stütze des deutschen Heeres, und Ludendorff, 
die treibende Kraft und der ausführende Arm, als Soldaten den Krieg gewinnen. 
Nach der Kriegslage konnten und durften sie nicht anders handeln. 
Gen. Ludendorfs entschloß sich hinsichtlich des großen entscheidenden Ringens des 
Jahres 1918 für den Angriff im Westen. Denn von der Defensive konnte nie ein 
kriegsentscheidender und friedenbringender Erfolg erwartet werden. Zudem wäre 
ein neuerliches Martyrium einer Monate dauernden Abwehrmaterialschlacht für das 
deutsche Westheer untragbar gewesen. Im ganzen deutschen Heere gab es nur eine 
Stimme dahin, sich der martervollen Fesseln entledigen und lieber den schwersten 
Angriff auf sich nehmen zu dürfen. 
Auf den blutgetränkten Schlachtfeldern Frankreichs mußten auch die Würfel 
über Italiens Schicksal fallen. Daß für die gemeinsam anzustrebende Entscheidung 
letzten Endes nur die deutsche Westfront in Betracht kommen konnte, war nach der 
allgemeinen Kriegslage unzweifelhaft. So war es denn höchst bedauerlich, daß der 
damals nach Zahl und Güte verfügbare öst.-ung. Kraftüberschuß für die „Große 
Schlacht in Frankreich" nicht in Anspruch genommen wurde, wiewohl es sich nur 
mehr um das gemeinsame Heil oder Verderben handeln konnte K Gen. v. Cramon 
meint, es sei nicht gut gewesen, „so leichten Herzens auf die k. u. k. Divisionen zu 
verzichten". Man hätte die Widerstände in Wien überwinden müssen. Zehn Divi¬ 
sionen seien damals für den Westen freizumachen gewesen. Die DOHL. mußte sich 
mit dem von GO. v. Arz ausgesprochenen Versprechen abfinden, das öst.-ung. Heer 
werde im Jahre 1918 so bald als möglich zu einer kräftigen Entlastungsoffensive 
gegen das italienische Heer schreiten. 
Somit stand im März 1918 bei den Mittelmächten auf dem Hauptkriegsschauplatze 
das deutsche Heer in gewaltiger Stärke und unter einheitlicher Führung zum 
großen Angriffe bereit, und es war auch für das öst.-ung. Heer auf dem italienischen 
Kriegsschauplätze eine offensive Lösung der strategischen Ausgabe für 1918 geplant; 
das bulgarische und das türkische Heer sollten ihre Aufgabe in der Defensive erfüllen. 
Auf Seite der Entente fand in der Sitzung des Obersten Kriegsrates vom 
1. Februar 1918 der auf der Defensive im Westen fußende Operationsplan die 
Billigung der Staatsmänner. 
Das bereits schwer abgekämpfte öst.-ung. Heer war durch die glücklich geführten 
Feldzüge im zweiten Halbjahre 1917 nochmals zu neuem Leben erwacht. Der Chef 
des Genevalstabes, GO. Baron Arz, konnte dies im Herbste 1917 dem Kaiser 
bestätigen und die volle Offensivfähigkeit der Armee feststellen. „Die Armee wird 
im Stellungskriege durchhalten, wenn das wie Gift wirkende Friedensgewinsel der 
Presse verstummt, Volk und Armee über die zwingende Notwendigkeit des uns 
aufgezwungenen Weitevkämpfens durch eine vernünftige Pressepolitik und Auf¬ 
klärung überzeugt werden." Arz wies auch auf eine Steigerung der Kampfmittel 
bis zum Frühjahre 1918 hin; der animalische Zug würde durch den motorischen noch 
weiter ersetzt, die Ausstattung mit Maschinengewehren und Minvnwerfern erheblich 
verbessert werden; auf hinreichenden Ersatz von Mannschaften und Material könne 
gerechnet werden. 
1 Pitreich, Der öst.-ung. Bundesgenosse im Sperrfeuer, 364, 368. 
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