Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

weitesten Kreisen, Soldaten und Nichtsoldaten, offenkundig gemacht: daß die großen 
Kriegsentscheidungen nur auf den Hauptkriegsschauplätzen fallen. Und daraus, daß 
Venetien kein solcher war, erklärt sich auch im tiefsten Grunde die verhältnismäßig 
geringe strategische und politische Gesamtwirkung des dort errungenen großen 
Schlachtensieges der Mittelmächte." 
Unter dem Kennworte „Waffentreue" vorbereitet, war Wassentreue der 
Grundzug der glänzenden Offensive, Wasfentreue «die letzte große Kriegshandlung, 
die deutsche und öst.-ung. Truppen Schulter an Schulter durchfochten. 
Stegemanns Rückblick und Ausblick1 möge dieses Kapitel beschließen: 
„Die italienische Front bildete fortan die rechte Flanke der Westmächte. Ging von ihr 
auch keine so starke Drohung aus, wie von der Flankenstellung bei Saloniki, so war sie 
doch geeignet, die Kriegführung der Entente zu stärken, denn sie deckte Frankreichs ver¬ 
wundbare Alpengrenze und die Überlandverbindung mit dem Orient und fesselte das ganze 
öst.-ung. Heer. 
Als die Armee Below um die Jahreswende von der Piave schied und die deutschen 
Divisionen den Marsch nach Westen antraten, um ihre siegreichen Fahnen unter die Banner 
zu mischen, die Deutschland nach dem Ausscheiden Rußlands aus dem Weltkriege zum Ent¬ 
scheidungskampf auf den blutigsten Schlachtfeldern des Krieges vereinigte, sank das italienische 
Kriegstheater zum Nebenschauplatz herab. Das Heer Viktor Emanuels atmete auf. Eine 
der größten Paniken der Kriegsgeschichte war über es hingegangen, aber es lag wieder streit¬ 
bar im Felde. Da die italienische Front — gleichviel wo sie stand — aufgerichtet blieb, zählte 
Italien im Lager der Entente nach wie vor als aktive Größe. War seine Politik richtig 
orientiert, so konnte es die größten Niederlagen verschmerzen und, wie in den Jahren 1859 
und 1866, die Siege seiner Bundesgenossen zur Erfüllung nationaler Wünsche ausnützen, um 
Österreich-Ungarn aus den Tälern Südtirols und von den Ufern der Adria zu verdrängen. 
Als die Österreicher zur Erkenntnis kamen, daß sie diesen Erwägungen und dem Ver¬ 
hältnis des Koalitionskrieges Rechnung tragen mußten, und im Juni 1918 noch einmal zur 
Offensive schritten, um die italienische Front zu zertrümmern, Italien aus der Arena zu 
werfen und dadurch den Kampf Deutschlands auf den Entscheidungsfeldern des Westens zu 
erleichtern, war die letzte Frist zur Erreichung eines solchen Zieles verstrichen und der große 
"Augenblick versäumt. Er kehrte nicht mehr wieder." 
Das IV. Bataillon während der Abtrennung vom 
Regimente 
(9. A u g u st bis 19. Dezember 1917) 
Fahrt ins Fleimstal 
9.8. In den Frühmorgenstunden des 9. August trennte sich des IV. Baons. Schick¬ 
salsweg von jenem des Regimentes. 
Die Kompagnien des Bataillons, die seit der Iunischlacht räumlich voneinander 
getrennt in Verwendung standen, genossen im wieder zusammengefaßten Batail- 
lonsverbande im Lager von Mt. Rover eine wohltuende mehrtägige Erholung, 
nach deren Ende die schwere Seilbahn das Bataillon in genußreicher Fahrt über 
Eimbernwälder und Schluchten hinab ins Etschland nach Matarello entführte. Hier 
wurden die luftigen Seilbahnkisten gegen die bereitstehenden Eisenbahnwagen 
getauscht. In rascher Fahrt ging es über Trient durch die Salurner Klause nach 
Auer, einen Tagmarsch südlich von Bozen. An einem herrlichen Morgen standen 
die 27er, die neuerdings die Wagen gegen offene Loris der Fleimstalbahn gewechselt 
1 Stegemann, Geschichte des Krieges, IV., 460, 461. 
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