Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

machte sich zeitweise aus südlicher Richtung aufflammendes Feuer italienischer 
Batterien fühlbar. 
Es ist Mittag. Der Angriff hat sich festgelaufen. Das eigene recht mäßige 
Artilleriefeuer, das den Eindruck eines verstärkten Einfchießens machte, hatte den 
starken, breiten Hinderniszonen der Vor- und Hauptstellung aus Mt. Longara kaum 
einen Schaden zugefügt. Es fehlt an allem, was zur raschen Überwindung der ver¬ 
zweigten Drahtbarriere nötig ist. Etliche kleine Drahtscheren sind zur Hand, das ist 
das Ganze! 
Obst. v. Ventour will das Eintreffen der drei Bataillone des Obst. Tschan 
abwarten, dann zum entscheidenden Sturmangriffe antreten lassen, dem ein ein- 
stündiges Vernichtungsfeuer der Artillerie vorangehen soll. 
Allein der Anmarsch dieser Gruppe hatte sich wegen Hemmnisse in der Befehls¬ 
übermittlung wesentlich verzögert. Um 7 Uhr morgens passierten IV und V/KIR. 2 
den Kantonierungsbereich von III/27. Mjr. Fröhlich erfuhr erst zu dieser Stunde, 
daß III/27 mit den beiden Kaiserjägerbataillonen die Gruppe Obst. Tschan bilde, 
deren Abmarsch schon um 5 Uhr früh hätte erfolgen sollen. Während das alarmierte 
Bataillon sich mit Gewehrmunition und mit Handgranaten versorgte, langte der 
von Mjr. Fröhlich erbetene schriftliche Befehl des 6. IDKmdos. um 9.20 Uhr vor¬ 
mittags ein, worauf sofort der Abmarsch erfolgen konnte. Die 27er holten nächst 
der Seilbahnstation Zingarella bei Punkt 1703 die Kaiserjäger ein, die dort rasteten. 
Erst um die Mittagsstunde wurde die Bahn zum Weitermarsche frei. Die ehemalige 
Colombarostraßensperre gleichwie der vorwärts aufsteigende Klotz des Mt. Cimon 
weckten Erinnerungen an 1916. Im andauernd stockenden Abstiege, einzeln abge¬ 
fallen, wurde das Nostal nächst der Talkote 1250 gegen 4 Uhr nachmittags erreicht. 
Die drei Bataillone bezogen Freilager an der Ostseite des Engtales. 
So war denn auf die Mitwirkung der Gruppe Tschan an dem Longaraangriffe 
für den 11. November nicht mehr zu rechnen, da sie erst in den Abendstunden 
marschbereit zum Einsätze hätte gelangen können. 
Aber auch von den Bataillonen der Divisionsreserve unter GM. Frh. v. Ellison 
war erst ein Bataillon — das am Abende des 10. im Dorolelager eingetroffene 
III. Baon. des KIR. 1 unter Obstlt. Lotar Swoboda — am 11. um 8.15 Uhr früh, 
statt um 7 Uhr früh, von Dorole aufgebrochen. Die übrigen drei abgekämpften 
Bataillone, die am 10. bei Gallio im schweren Gefecht gestanden, bedurften einer 
längeren Retablierung im Dorolelager zur Ordnung der Verbände, zur Fassung 
von Munition und Handgranaten, wodurch sich der Anmarsch ganz erheblich ver¬ 
zögern mußte. 
So stand lediglich das Baon. III/KIR. 1 in greifbarer Nähe, obzwar nach den 
Erfahrungen des Tages von allem Anbeginne das zeitgerechte Eintreffen dieses 
Bataillons und dessen Teilnahme an der Angriffsaktion starken Zweifeln begegnen 
mußten. 
Das 6. IDKmdo. konnte einer zeitlichen Verschiebung des Angriffes um so mehr 
nicht beipflichten, als „damals die Anschauung herrschte, der Zustand der italienischen 
Truppen erfordere ein energisches Anpacken". 
Um 2.25 Uhr nachmittags erhielt Obst. v. Ventour vom 6. IDKmdo. die schmerz¬ 
liche Kunde, daß auf die Gruppe des Obst. Tschan für heute nicht mehr zu rechnen 
sei. Fünfzehn Minuten später erging an Obst. v. Ventour der Auftrag, Mt. Longara 
und Tanzerrücken mit Rücksicht aus ihre Bedeutung heute noch zu nehmen. Das 
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