Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

Ein Wiedererstarken der Kampfkraft der Italiener war eingetreten. Nicht wenig zur 
Wiedergeburt des Kampfwillens trug die nahende Ententehilfe bei. Jedenfalls verdient die 
staunenswert rasch wachsende Wiederaufrichtung nach dem so unvermittelt hereingebrochenen 
nationalen Unglück Bewunderung. Der italienische Militärschriftsteller Gen. Alberto Baldini 
nennt vielleicht mit Recht Caporetto den „Geburtstag des Faschismus" 1. 
Die Verbündeten standen wiederum vor einem starken Stromhindernisse, diesmal aber 
unter anderen Verhältnissen als vor kurzem am Tagliamento. Der Feind konnte nicht mehr 
ohne weiteres überrannt werden. Mit den bisherigen Mitteln war der Widerstand des 
Feindes nicht zu überwinden. 
Der 10. November 1917 bedeutete sonach einen Wendepunkt. Die deutschen und öst.-ung. 
Truppen standen vor einer schweren Aufgabe. 
Der 10. November gewann aber auch durch eine neue operative Handlung an Bedeutung. 
An diesem Tage begann die Offensive der Heeresgruppe Conrad aus Südtirol auf Asiago. 
Die Herbftoffensive 1917 aus Südtirol 
Entschluß und Vorbereitungen' 
Der Heeresgruppe FM. Conrad war im großen Offensivakte die undankbare 
Rolle zugefallen, Kräfte abzugeben und trotzdem dem Feinde einen Angriff vorzu¬ 
täuschen. Da der Feind der Heeresgruppe Conrad in ungefähr doppelter Stärke 
gegenüberstand, waren der Erfüllung dieser Ausgabe Schranken gesetzt. 
Die Heeresgruppe FM. Conrad war vom AOK. bereits in Erwartung der 
11. Jfonzofchlacht sehr geschwächt worden, besonders an ihrem artilleristischen Rüst¬ 
zeug. Vor Beginn der 12. Isonzoschlacht rollten die Edelweiß- und die 22. Schützen¬ 
division, zahlreiche schwere Geschütze, Munition und vieles andere an den Isonzo. 
AIs matter Ersatz wurde der durch diese neuerlichen erheblichen Abgaben 
geschwächten Heeresgruppe die stark abgekämpfte 19. ID. zugeschoben, die im Ab¬ 
schnitte der Val d'Assa in Stellung ging. Alle sonstigen vom AOK. vor Beginn der 
Offensive der Heeresgruppe zufließenden Verstärkungen kamen der dem HGK. 
vorübergehend bis 30. Oktober unterstellten, die Grenze Kärntens und das Quell¬ 
gebiet des Isonzo deckenden, schon seit langem sehr schwach gehaltenen 10. Armee, 
GO. Frh. v. Krobatin, zugute, die ihrerseits wieder in selbstloser Weife das I. Korps, 
G. d. I. Krauß, mit gebirgstüchtigen Feldbataillonen, Hochgebirgskompagnien, 
Bergführern, schweren Batterien und Kriegsgerät aller Art ausstattete. 
Die auf das äußerste geschwächte Heeresgruppe Conrad war zu einer selb¬ 
ständigen großen Offensive außerstande. Sie mußte im Gegenteil darauf bedacht 
sein, durch allseits erhöhte Gefechtstätigkeit den Gegner zu verhindern, Kräfte 
an die bedrohte Isonzofront abzuziehen, und nebstdem den an der Tiroler Front 
zu erwartenden starken Gegenoffensiven der Italiener entgegentreten zu können. 
FM. Conrad hatte in Bozen in erwartungsvoller Spannung die große An- 
grisfshandlung verfolgt, welche die verbündeten Heere aus den Iulischen Alpen 
weit über das ursprünglich gesteckte Ziel ins Venetianische führte. 
Des Marschalls Königsgedanke wurde wieder lebendig. Da er wähnte, daß die 
Italiener ostwärts der Piaveschranke sich nicht mehr zur Schlacht zu stellen vermöchten. 
1 47er-Regimentsgeschichte, II., 679. 
2 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, VI., 629—632, 646—650. — Bei Flitsch und am Grappa, 
Notwendige Klarstellungen der beteiligten Divisionäre und des Generalstabschefs der Heeres¬ 
gruppe FM. v. Conrad. 
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