Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

Der Nachmittag des 29. brachte die Entscheidung über die Verwendung des 29.4. 
Bataillons. Es sollte in der kommenden Nacht Teile des LstIR. 6 östlich Selz, 
beiderseits der vielbegehrten Höhe Kote 70, ablösen. 
Seit Herbst 1915 hatte sich im Raume Vermegliano—Selz—Monfalcone am 
beiderseitigen Stellungszuge im großen und ganzen wenig geändert. Daß der Feind 
dank seiner unvergleichlich günstigeren Geländelage und seiner schier unbegrenzten 
materiellen Mittel auch diesem Abschnitte durch ein Stellungssystem, das weit in 
die von zahlreichen Ortschaften besiedelte Rebengärtenfläche des italienischen Tief¬ 
landes hineinreichte, eine feste Wehr angelegt hatte, war nicht verwunderlich. 
Die Italiener waren Mitte April im südlichen Küstenlande ziemlich rührig gewor¬ 
den. Sie wiederholten vom 15. April an die Angriffe gegen die Höhe Kote 70 
östlich von Selz. Da die vom k. u. k. 61. IDKmdo. schon im März beabsichtigte 
Wegnahme des La-Roeca-Rückens auch jetzt aus Mangel an Kräften und wegen 
des jetzt mehr denn je gebotenen Haushaltens mit den Kampftruppen unterblieben 
war, vermochte der Feind hier vorübergehend kleine Erfolge zu erringen. Das 
k. u. k. VH. Korpskmdo. ließ bis Ende April die 61. ID. mit der 106. LstID. 
tauschen und erwartete, daß diese Division die Lage bei Kote 70 wieder herstellen 
werde. Noch bevor aber diese Maßnahme durchgeführt werden konnte, kam es am 
22. zu neuen feindlichen Angriffen, die zu wechselvollen Kämpfen führten, bis am 
25. April nach einem blutig zurückgeschlagenen italienischen Vorstoß Abteilungen 
der 19. LstGbBrig. dem Feinde nachdrängten und ihm fast seinen ganzen bisherigen 
Gewinn entrissen. Damit endeten die seit dem 28. März immer wieder aus- 
geflammten Kämpfe um die Höhe Kote 70; doch blieb dies auch fernerhin eine die 
volle Aufmerksamkeit erheischende Frontstelle1. 
Das Baon. 1/27, Hptm. Leopold Steinmetz, unterstand der 111. LstIBrig. 
(k. k. LstIR. 6 und 25), Obst. Göttlicher (Standort Boneti im Vallonetale), die mit 
der 110. LstIBrig. (k. k. LstIR. 31 und 32). GM. Maag, die 106. LstID., FML. 
Kletter, bildete. Die 106. LstID. gehörte dem VII. Korps, G. d. K. Erzherzog Joseph, 
an. Vom 4. Mai an führte das Abschnittskommando der Kommandant der 
110. LstIBrig. 
Auf der den 27ern wohlbekannten Wegroute Brestovica—Iamiano ging es am 
29. abends entlang des Sees von Doberdö zur Kote 14 nächst der nordwestlichen 
Seespitze und von hier, von wenig erfahrenen Führern des LstIR. 6 geleitet, über 
marternden Karststein, der alle bösen Erinnerungen schlagartig wachrief, in die 
Sektionen, genannt „Bienen", 6 und 7. Rechts schloß LstIR. 6, links LstIR. 31 
(Kommandant Obst. Schneider v. Wehrthal) an. 
War der zur Mitternachtsstunde ohne Verluste übernommene Stellungsteil weit 
besser als am Mt. S. Michele, so trug er noch die Spuren der allerletzten Kämpfe; 
besonders mit den Laufgräben stand es schlecht, von der sonstigen äußerlichen Ver¬ 
fassung der Stellung zu schweigen. Berge von herumliegenden Waffen, Munition 
und Material wurden in den ersten Tagen gesammelt. Eine wunde Stelle, eine 
Lücke von 150 Schritten in der Sandsacksront, am rechten Bataillonsflügel war 
wenig erfreulich. Das Brigadekmdo. bezeichnete es als erste Ausgabe des Bataillons, 
„eine zusammenhängende, verteidigungsfähige, mit Hindernissen versehene Wider- 
* Österreich-Ungarns Letzter Krieg, IV., 214. 
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