Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

Der Gegenangriff am 15. Juni früh im Lepozzeabschnitte war von einer 
Demonstration der Artilleriegvuppen Roccolo und Zingarella vor dem Mt. Forno 
verbunden. Mit Ungestüm fegte der Feuersturm unserer Geschütze scharf über den 
Forno hinweg, als wollte er den Doppelgipfel mit sich reißen. 
Das Stahlgewitter brauste noch über die Steirerfront hinweg, als bei Lepozze 
die tapferen Sturmpatrouillen einer Sturmkompagnie des Armeesturmbaons. und 
der 17er-Sturmkompagnie unter Oblt. Franz Dietrich — beide Sturmkompagnien 
und ein Nahkampfmittelzug des Armeesturmbaons. standen unter Befehl des 27er- 
Hptm. Kratochwill — im ersten Anlaufe die vielumkämpfte Höhe 2071 nach kurzem 
Feuerschlage unserer Batterien nahmen. Aber schon sind starke feindliche Reserven 
zur Hand, entreißen die Beute. Nochmals, gegen 3.30 Uhr morgens, wechselt die 
Höhe ihren Besitzer, der aber einem neuerlichen heftigen Feindansturme erliegt. 
Unterdessen war es Tag geworden. Das italienische Sperrfeuer wuchtet mit voller 
Kraft auf den Lepozzeabschnitt, in dem es zwischen den Besatzungen — II und IV/14, 
III/59 — und den gerade in Ablösung begriffenen und demnach besonders starken 
Alpini zu erbitterten Kämpfen kommt. Schwer find die beiderseitigen Verluste. Der 
als Sturmunternehmen gedachte Stoß aber ist mißlungen. Die vorderste Sturm¬ 
welle vermochte trotz allen Opfermutes nicht standzuhalten, da sie der Unterstützung 
der abgebliebenen rückwärtigen Angriffswellen entbehren mußte. Zudem hemmte 
der gewaltige feindliche Sperrfeuerriegel, der gnadenlos auch die Alpini nicht ver¬ 
schonte, den Nachschub an Munition und an Handgranaten, die allerdings vorher 
vielfach als Ballast weggeworfen worden waren, was sich bitter rächte, um so mehr, 
als die Alpini die Angreifer mit einem Handgranatenhagel überschütteten. 
7er-Iäger aus Campigoletti und das südlich anschließende l. Baon. von Kron¬ 
prinzinfanterie waren mit Erfolg bestrebt, das Feuer aller Kaliber und schwerer 
Minen auf ihre Abschnitte zu lenken, um so die wild umtobte Porta Lepozze teil¬ 
weise zu entlasten. Nach dem dort eingetretenen Rückschläge stützte das helden¬ 
mütige FIB. 7 den arg geschwächten Südslügel der Lepozzegruppe und wies alle 
im Agnellatale angesetzten feindlichen Teilangrisse restlos ab. 
Nach dieser Unternehmung stand der Lepozzeabschnitt andauernd unter heftigem 
Artillerie- und Minenfeuer. Das 6. IDKmdo. war sich schon am Vormittage dar¬ 
über klar, daß an eine Fortsetzung der Angriffe mit den an Ort und Stelle befind¬ 
lichen abgekämpften Truppen nicht zu denken fei. Frische Truppen, neue Munition 
mußten herangezogen werden. Alle höheren Kommanden waren einig in dem 
Entschlüsse, die Höhen 2071 und 2007 unter allen Umständen wieder zu nehmen. 
Auch die Steirerfront hatte in gespannter Erwartung das wildwogende Kampf¬ 
getöse, das zum Mt. Forno herniederdrang und in den Felsen des Corno di Campo 
bianco ein dumpfes Echo fand, verfolgt. Instinktiv fühlte der letzte Tragtierführer 
des Regimentes, daß der Schlüssel zur Porta Lepozze niemals in Feindeshand 
fallen durfte. 
Aus den bisherigen Ereignissen schloß die höhere Führung die feste Absicht des 
Feindes, die ihm durch die Maioffensive 1916 entrissenen eigenen Gebietsteile 
zurückzugewinnen. Vielleicht weniger aus Prestigegründen als aus der Erkenntnis 
der ständigen, empfindlichen Bedrohung. Zugleich stellten die feindlichen Angriffe 
eine groß angelegte Entlastungsosfensive zur Schaffung möglichst günstiger Bedin¬ 
gungen für die nächste Ifonzofchlacht dar. Erschien die feindliche Aktion auch nur 
als eine lokal begrenzte, keinesfalls umfassende Operation gegen Südtirol, so war 
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