Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

Die Zwischenzeit bis zur zweiten Abwehrschlacht 
(11. bis 17. Juni 1917) 
Jeder Frontkämpfer weiß, daß nach einem derartigen Kampfe wie am 10. Juni 
den heldenmütigen Streitern eine Fülle von Mühsalen ersteht. Krampen, Schaufel, 
Bohrzeug wurden wieder hervorgeholt. Galt es doch, zunächst die der vordersten 
Kampffront geschlagenen Wunden zu heilen. Besonders im Fornoabfchnitte mühte 
sich alles in angestrengter Tag- und Nachtarbeit, von den Regimentspionieren und 
von tüchtigen Sappeuren unterstützt. Aber keiner klagte, unverdrossen leistete jeder, 
was er an körperlicher Kraft herzugeben vermochte. Für gute Kost sorgte „Vater 
Brey", so daß die Stimmung trotz aller Plage und Unruhe gut war. Nur wenn die 
Kavernengeschütze von 1855 die Früchte schwerer Nachtarbeit bei Tage wieder zunichte 
machten, verließ manchen gutmütigen Steirer die angeborene Ruhe, und ein unver¬ 
fälschter „stoansteirischer" Fluch flog zum Gegenüber. Aber auch unser zielsicherer 
30.5-oin-Mörser vermochte am Sonntage, den 17. Juni, die kläffenden Mäuler nicht 
zu stopfen. Die Biester bellten weiter. 
Von einer schweren Heimsuchung wurde die im Blockhause 1977 untergebrachte 
14. Komp, getroffen. Ein Volltreffer am 12. Juni trug der Kompagnie einen Verlust 
von neunzehn Mann ein. Aber nicht genug damit: am 15. Juni siel in die so hart 
vom Schicksal getroffene Kompagnie eine schwere Gasgranate ein. Von den sechzig 
an Gasvergiftung erkrankten Männern starben nach kurzer Zeit vier. Die Kom¬ 
pagnie wurde von der unheilvollen Stätte näher an die Front verlegt. 
Gegenüber dem Regimente flaute schon am 11. Juni das Artilleriefeuer ab; es 
flammte in der Zeit bis 17. Juni wohl zeitweise auf, ohne aber einen besonders 
hohen Grad zu erreichen. Auch zu feindlichen Infanterieaktionen größeren Umfanges 
kam es nicht. Vereinzelte Angriffsversuche gegenüber dem Mt. Forno erstickten 
schon im glänzend liegenden rasselnden Sperrfeuer unserer rasch bereiten braven 
Kanoniere. 
Auf dem Grenzkamme hingegen wollte und konnte es nicht ruhig werden. Die 
Rückeroberung der am 10. Juni verlorenen Höhen 2071 und 2007 war eine unbe¬ 
dingte Forderung der Gesamtlage. Nur völlig planmäßige Vorbereitung ohne jede 
Überstürzung sowie Einsatz reichlicher Kampfmittel konnten den Erfolg unseres 
Gegenangriffes verbürgen. Als am Nachmittage des 14. Juni das 12. IBrigKmdo., 
Obst. v. Dorotka, meldete, daß die Vorbereitungen zum Gegenangriffe bis 8.30 Uhr 
abends beendet sein würden, setzte das 6. JDKmdo. die Durchführung für den 
15. Juni, 2.30 Uhr früh, fest. 
Das Wetter war nach heftigen nächtlichen Regengüssen am 14. früh in Auf¬ 
heiterung begriffen. Hielt sich die Gefechtstätigkeit am Vormittage in mäßigen 
Grenzen, so war die Fliegertätigkeit an der gesamten Korpsfront und in der Val 
Sugana sehr rege. Feindliche Kampfgeschwader in weit überlegener Zahl sperrten 
den Raum Brenta—Astico. Besonders im Bereiche der 6. ID. gingen die feindlichen 
Flieger tief herunter und störten Arbeiten und Verkehr, was um so empfindlicher 
war, als im Divisionsbereiche keine Fliegerabwehrgeschütze zur Verfügung standen. 
Es kam zu zahlreichen Luftkämpfen. Angesichts der großen zahlenmäßigen Über¬ 
legenheit des Feindes, vor allem an Kampfflugzeugen, hatten die eigenen Flieger, 
die sich mit höchster Aufopferung ihrer Aufgabe widmeten, einen schweren Stand 
und gleich wie der Feind Verluste zu beklagen. 
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