Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

Anzeichen eines bevorstehenden feindlichen Angriffes auf der Hoch¬ 
fläche — Vorbereitende Maßnahmen der höheren Führung zu dessen 
Abwehr 1 
Die durch die Härten des Hochgebirgswinters 1916/17 verursachte Kampfpause 
an der Tiroler Front seit En>de Oktober 1916 führte zu einer bis etwa Februar 1917 
anhaltenden Stabilisierung des beiderseitigen Kräfteverhältnisses (97 Bataillone 
der 11. Armee gegen 156 bis 182 italienische Bataillone; hievon 28 Bataillone des 
k. u. k. Hl. Korps gegen 55 bis 64 des Feirtdes). 
Die feindliche Lage gegenüber der 11. Armee trug bis Ende Februar 1917 rein 
defensiven Charakter. Immerhin hatte das 11. AK. in Erwartung stärkerer feind¬ 
licher Kräfteansammlungen vor der eigenen Front mit Beginn der besseren Jahres¬ 
zeit bereits Mitte Februar die Verstärkung der 11. Armee um eine Gebirgsbrigade 
und um einige Batterien als unerläßlich erachtet. 
Eine merkliche Veränderung in dieser Lage trat erst ein, als beim Feinde ab 
März die Sorge vor einer öst.-ung. Frühjahrsoffensive aus Südtirol sich geltend 
machte. Es begann sich das Kräfteverhältnis derart zu verschieben, daß ab April 
die italienische Armee fast zu gleichen Teilen vor der Tiroler Front und vor unserer 
Isonzoarmee stand. 
Noch lag die Front in Winters Bann, als mehrfache Anzeichen auf die Vor¬ 
bereitung eines neuen feindlichen Angriffes schließen ließen. Insbesondere konnte 
gegenüber dem III. Korps im Raume Mt. Zebio—Grenzkamm eine Verstärkung 
des Feindes festgestellt werden. So hatte sich anfangs April das Kräfteverhältnis 
zu unseren Ungunsten wesentlich verändert: den 28 Bataillonen des Hl. Korps 
standen 78 bis 90 italienische Bataillone gegenüber. Daran änderte sich auch nichts, 
als die italienische Sorge wegen einer Offensive aus Südtirol zu schwinden begann 
und die Vorbereitungen für die 10. Schlacht am Isonzo einsetzten. Auffallend war, 
daß alle Verschiebungen die italienische 6. Armee — namentlich deren XX. Korps 
(gegenüber der 6. ID. und dem Nordflügel der 22. SchD.) — stets ungeschwächt 
ließen, sei es, weil Angriffe in diesen Räumen am empfindlichsten sein mußten, 
sei es, weil der Feind sich vielleicht schon dazumal mit der Absicht trug, hier später 
selbst anzugreifen, aller Wahrscheinlichkeit nach aus beiden Gründen. 
Während die 10. Jfonzofchlacht tobte, nützte der Feind die unverändert starken 
Kräfte zu keiner Aktion aus. Sie blieben völlig passiv, was den Entschluß unserer 
Heeresleitung zur Abgabe verhältnismäßig starker Kräfte (6 Bataillone) aus dem 
eigenen Armeebereiche an die Isonzoarmee wesentlich erleichterte. 
Noch während der Isonzoschlacht, besonders aber kurz nach Einstellung der 
starken italienischen Angriffe, wurden große Kräftebewegungen und Verschiebungen 
an der italienischen Tiroler Front wahrnehmbar, die wohl mehrfachen Zwecken 
dienten. Vor allem mußte der Feind daraus bedacht sein, die an der Isonzofront 
1 Mjr. Otto Sedlar, ehemals zugeteilt dem Generalstabe beim 11. AK., „Die Juni- 
schlacht 1917 auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden" (Manuskript), dem Ruhme des 
„Eisernen Korps" gewidmet, verfaßt und beendet im Sommer 1918 auf Grund eines reichen 
authentischen Quellenmaterials, vom Heeresgruppenkommando herab bis zum Bataillons¬ 
kommando (im Besitze der Kriegskameradschaft des Eisernen Korps, Graz). 
Diese sachliterarisch hochwertige Bearbeitung der Iunischlacht 1917 wird — außer dem 
sonstigen Aktenmaterial — auch in der Folge als Quelle verwendet. 
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