Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

drang in die Gräben der Verteidiger ein, wurde aber nach wütendem Handgemenge 
hinausgeworfen. Ein gleichzeitiger Angriff gegen den Col di Rode und den Sief- 
fattel brach im Sperrfeuer zusammen. Von diesem Zeitpunkt an wendete der Feind 
seine Ausmerkfamkeit auf andere Punkte der Dolomitenfront V 
Die öst.-ung. Südtiroler Frühjahrsoffensive, hernach die italienische Gegenoffen¬ 
sive in den Sieben Gemeinden und die Fleimstaloffensive entlasteten die Dolo¬ 
mitenfront, so daß es auch im Siefbereiche zu keinen größeren Aktionen mehr kam. 
Der Herbst ging vorüber, bald verstreute der Winter seine weißen Vorboten, bis 
reichliche Schneefälle und Kälte auch hier den Menschen alle Mühen und Lasten 
eines Doppelkampfes mit Natur und Feind aufzwingen, die alltägliche Arbeit nur 
um das nackte Leben, ja, den einfachen, kampflosen Postendienst zu einer Marter 
gestalten. 
Das III. Bataillon auf Mt. Sief 
Die einzeln aus ber tiefverfchneiten Fanes heranstapfenden Kompagnien des 
III. Baons. fanden Rast in Corvara, dem Standorte des Abschnittskommandos 
Pralongia, Obstlt. Ritt. v. Bilimek des DR. 1. 
Von dem durch ein Barackenlager wesentlich vergrößerten Corvara führte die 
Straße in zahlreichen Serpentinen dem Campolungosattel zu. Bei Punkt 1717 
leitete ein Weg in den Kampfabschnitt Mt. Sief. Dieser von Kaiserjägern im 
Jahre 1915 ausgebaute „Iägerweg" bildete lange Zeit hindurch den Lebensnerv 
für den Kampfabschnitt wie auch für seinen westlich benachbarten, Col di Rode. 
Zwei Stunden lang führte er in Feindes Sicht über die sumpfigen, nunmehr ver¬ 
schneiten Alpenwiesen der Pralongia dahin, über ihn zogen, bevor noch die flinken 
Wägelchen der Seilbahnen die Lasten hinanführten, die Trägerkolonnen, in den 
Nächten von den Lichtkegeln der Scheinwerfer verfolgt und von den gefürchteten 
Ornellabatterien angefallen. 
Jenseits der Contrinfchlucht lag in einer Höhe von etwa 2000 m das Lager 
„Alpenrose", Standort des Kampsabschnittskommandos Mt. Sief, Mjr. Iirefch vom 
eigenen Regimente. Tief verschneit lag die Barackensiedlung, in kampsdurchtobten 
Tagen von Granaten wiederholt heimgesucht, in winterlicher Ruhe. Ein lawinen¬ 
sicherer Steig führte über 200 m hinan zur nächsten Ansiedlung, nach ihrem Erbauer 
2.1. Lt. Köhle „Kohle" genannt, gut ausgebaut, mit Kavernen, Seilbahnstation. Hier 
hatte sich seit 2. Jänner das Kommando des III. Baons., gleichzeitig auch Kampf¬ 
abschnittskommando Mt. Sief, Hptm. Reperger, eingerichtet. 
Vor Köhle lag ein ausgedehntes Kar, tief mit Schnee bedeckt, von einer Seil¬ 
bahn überquert. Aus dem Kar stieg der mastige Kegel des Siefs mit seiner stumpfen 
Spitze empor. 
Von Köhle führte ein 400 Schritt langer Laufgraben hinan zum rechten Batail¬ 
lonsflügel, zur 12. a Komp., mit Feldwachen gesichert, die zugleich mit dem tiefer 
gelegenen Col-di-Rode-Abschnitte Verbindung hielten. Nach links stiegen Hang und 
Graben sanft an. Dort stand, gleichfalls wie die „Rechtsstellung" etwa 400 Schritte 
breit, die 10. Komp., mit der vorgeschobenen Feldwache 2. Etwa 300 Schritte davor 
lag im Umkreise der Hangkote 2226 der Italiener. Es war die ehemals öster¬ 
reichische „Rotschanze", die nach der Sprengung des Col di Lana ausgegeben werden 
* Österreich-Ungarns Letzter Krieg, IV., 304. 
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