Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

ausreichende Verköstigung der durch die Entbehrungen der Michelezeit geschwächten 
Krieger. 
Als am 3. April der Heeresgruppenkommandant, Erzherzog Eugen, das Regiment 
gelegentlich einer großen Parade besichtigte, waren schon die Fortschritte der 
bisherigen Retablierungsperiode sichtbar, und das Regiment erntete Lob und Aner¬ 
kennung. Freilich war der Steirer kein sonderlicher Freund von Paraden und 
deren Vorbereitungen. 
Beim Gottesdienst am 7. April konnte das Regiment seinen nach achtmonatlicher 
schwerer Krankheit eingerückten geliebten Feldkuraten Allmer wieder predigen 
hören. Feldkurat Lipusch, der in der schweren Michelezeit so vielen Karststreitern 
letzten Trost gespendet hatte, schied vom Regimente. 
Die am 7. April von Feldkurat Allmer am Schlüsse der Feldmesse erteilte 
Generalabsolution deutete auf bevorstehenden Beginn der Offensive, wofür der 
10. April in Aussicht genommen war. Allein es sollte anders kommen! 
Der Aufmarsch und die Gegenmaßnahmen des Feindes 
Skizzen 3, 4 
Nahezu ein Jahr war verstrichen, daß die Italiener vor der in den Jahren 1908 
bis 1912 errichteten öst.-ung. Werklinie von Lavarone (Lafraun) und Folgaria 
(Vielgereuth) lagen. All ihre seit den letzten Maitagen bis in den Oktober 1915 
unternommenen Versuche, den Aufmarschraum, der durch die Linie unserer Werke 
gedeckt wurde, in die Hand zu bekommen, die italienische Trikolore in der Festung 
Trient zu hissen, waren zum Scheitern verurteilt. Tausende und aber tausende 
schwere Granaten hatten die Panzertürme aus dem Gefüge gerissen, Betondecken 
durchschlagen, Kasematten zerschmettert. Die Sperrforts am Ostrande des Plateaus 
von Lavarone — Lima di Vezzena, Verle, Lusern und Gschwendt — waren 
Trümmerhaufen, und auch die Panzerwerke auf der Hochfläche von Folgaria — 
San Sebastians, Sommo und Serrada — hatten schwerste Einbußen erlitten. Aber 
härter als Stahl waren die Herzen ihrer heldenhaft ausharrenden Besatzungen, 
meist Tiroler Landsturm und Standschützen, die in den Räumen zwischen den 
heimgesuchten Sperrforts erbitterten Widerstand leisteten. In dem gewachsenen 
Felsen aber, aus dem die Werke mit ihrem zertrümmerten Oberbau errichtet waren, 
hämmerten Bohrmaschinen und schufen große Felskaoernen für die Besatzungen, 
um sie bis zur Stunde des Insanterieangrifses gesichert bereit zu halten. Der 
Italiener stand wohl von einem entscheidungbringenden Versuche ab. Erst Mitte 
April 1916 warf er, durch das heranziehende Sturmgewitter beunruhigt, 28er- 
Bomben auf die Werke von Lusern und Gschwendt. 
Heldenmut und Tatwille, durch zwölf Monate erprobt, hatten den schmalen 
Streifen des Gebirgswalles, die Hochfläche von Folgaria und Lavarone, treu und 
fest für einen höheren Zweck gewahrt. Bildete er doch gleichsam „das Sprungbrett" 
für die bevorstehende Offensive und erhielt er höchste Bedeutung für die Aufstellung 
der mächtigen Geschützmassen, dieses zur Bezwingung eines durch Natur und künst¬ 
liche Bauten außerordentlich begünstigten Feindes nötigen Riesenhammerwerkes. 
Aus dem durch mildes Klima ausgezeichneten Etschtale, das zwischen Bozen 
und Trient eine durchschnittliche Seehöhe von 200 m aufweist, mußten die Truppen 
durch die Enge von Trient durchgezogen und hinausgeführt werden zum Kampfe 
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