Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

Vier feindliche Königreiche wurden durch euch und die Heere eurer tapferen Bundes¬ 
genossen zertrümmert, mächtige Festungen bezwungen, weite Strecken feindlichen Bodens 
erobert. Trotz alldem täuschen die feindlichen Machthaber ihren Völkern und ihren Armeen 
immer wieder die Hoffnung vor, daß sich ihr Geschick doch noch wenden werde. Wohlan 
denn — an euch ist's, weiter eiserne Abrechnung zu halten! 
Erfüllt von stolzem Vertrauen in Meine Wehrmacht, stehe Ich an eurer Spitze. Vorwärts 
mit Gott! 
Gegeben zu Wien, am 5. Jänner 1917. Karl." 
Feldzugspläne für 1917 und deren Wandlung — Entwicklung der 
Kriegslage bis Sommer 1917 
Aus tiefstem Herzensgründe erhofften die Völker der Mittelmächte vom Kriegs¬ 
jahre 1917 die, wenn nicht glückliche, so doch leidliche Beendigung des großen 
Ringens. Diesem Wunsche die Berechtigung abzusprechen, war schon in Ansehung 
der bisher ertragenen körperlichen und seelischen Leiden, der schweren Opfer und 
der durch die teuflische Hungerblockade gegen Greise, Frauen und Kinder aufge¬ 
zwungenen Entbehrungen nicht angängig. Bedeutete schon das Hinscheiden des 
greisen Kaisers Franz Joseph, der Deutschland ein unbedingt zuverlässiger Ver¬ 
bündeter und dessen legendäre Gestalt das letzte, die Völker des Habsburgerreiches 
verknüpfende Band gewesen war, ein schmerzliches und außenpolitisch schädliches 
Geschehnis, so steigerte sich die Gefahr seit Dezember 1916, als der leidenschaftliche, 
verschlagene, tatkräftige und rücksichtslose Lloyd George das britische Staatsruder 
führte. Außerdem hatten die Londoner Verträge und Pakte die Mächte der Entente 
auf Gedeih und Verderb fest aneinandergeschmiedet. Zwang, Drohung und eine 
ebenso glänzend geleitete, wie skrupellose und verlogene Propaganda trugen den 
Ententestaaten, im Gegensatze zu den Zentralmächten, die moralische und materielle 
Unterstützung nahezu der gesamten Welt ein. 
Der Wunsch der Völker der Mittelmächte nach einem erträglichen Abschlüsse des 
Krieges war auch nach der strategischen Seite hin verständlich. Denn das Jahr 1917 
barg das letzte Gnadengeschenk, einen befriedigenden Abschluß des ungleichen 
militärischen Ringens. 
Zunächst schien sich hiefür keinerlei Aussicht zu bieten. Denn die verbündeten 
Heere hatte das Jahr 1916 in derartigem Maße beansprucht, daß alle Anzeichen 
für die Unmöglichkeit einer entscheidungbringenden Offensive sowohl im Westen 
wie auch im Osten zu sprechen schienen. In der Abwehr des an sämtlichen Fronten 
zu erwartenden neuen gewaltigen Ansturms der Ententeheere schien das Äußerste 
an Leistungen im Jahre 1917 zu liegen, war doch nicht allein dem französischen 
Heere durch die Zuführung starker schwarzer Truppen ein schwer ins Gewicht 
fallender Kraftzuschuß zugekommen, sondern war nunmehr auch nach Einführung 
der allgemeinen Wehrpflicht Großbritanniens Heer zu einem machtgebietenden, 
dem französischen nahezu ebenbürtigen kriegstüchtigen Millionenheer heran¬ 
gewachsen. 
Österreich-Ungarns von nie versiegendem Angrifssgeiste beseelter Herrführer, 
FM. Frh. v. Conrad, erblickte im nahenden Frühjahre die entscheidende Wende 
im Kriegsgeschehen. 
In einer um den 10. Jänner 1917 bereits im neuen Hauptquartier zu Baden 
bei Wien verfaßten Denkschrift verurteilte er ein Abwarten der zweifellos bevor¬ 
stehenden Ententeofsensive und sprach sich eindeutig für jene einzige Lösung aus, 
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