Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

vereinigen, wurde auf eigene Faust Krieg geführt. Die ganze Tragik des Wesens 
aller Koalitionskriege fand hierin Ausdruck. Verdun und Afiago wurden zur 
Geburtsstätte des Verhängnisses von Luek, der Schrecken der Matevialschlacht an 
der Somme und des Verlustes der Stadt Görz in der sechsten Jsonzoschlacht. 
Um Mitte Augusts waren wohl die Fronten des Habsburgerreiches einiger¬ 
maßen zur Ruhe gekommen, allein dunkle Gewitterwolken ballten sich zu einer 
Entladung über den Grenzbergen Siebenbürgens zusammen. Rumänien, seit mehr 
als vier Jahrzehnten im Bunde mit den Mittelmächten, hoffte aus leicht zu 
erringende Siegesbeute und trat aus die Seite der Ententemächte. 
Der Eintritt Rumäniens in den Krieg auf Seiten der Entente und die furchtbar 
ernste Lage im Sommer 1916 gaben Kaiser Wilhelm Veranlassung, am 29. August 
dem längst von allen Seiten in Heer und Volk gehegten Wunsche endlich zu 
willfahren. Er berief GFM. v. Hindenburg auf Falkenhayns Stelle und stellte ihm 
als ersten Generalquartiermeister General v. Ludendorss zur Seite — diesen fortan 
mit dem Rechte und mit den Pflichten der vollen Mitverantwortung an den 
militärischen Operationen1 2 3. In ernster Stunde wurde die durch diese beiden Männer 
verkörperte „Dritte Heeresleitung" ans Steuer gestellt. 
An den vier wichtigsten Fronten drohte am Augustende den Mittelmächten der 
große Durchbruch und Einbruch: im Westen an der Somme, im Osten bei Lemberg, 
an der siebenbürgischen Grenze bei Hermannstadt und in Italien am Isonzo. Allein, 
noch standen die Heere der Verbündeten tief in Feindesland, heimatlicher Boden 
war nur in sehr beschränktem Maße vom Feinde betreten. Nirgends war wirklich 
Unentbehrliches und Unersetzliches verloren. 
Gemeinsam mit den anderen Verbündeten vermochten die Zentralmächte das 
„Wunder" in Siebenbürgen und in Novdbulgarien in überraschend kurzer Zeit zu 
vollbringen und Rumänien auf die Knie zu zwingen. Um Neujahr sah sich 
Rumäniens Heer in den schmalen Streifen der Moldau abgedrängt. Siebenbürgen, 
das Land der Sehnsucht, lag verschlossen. 
Am letzten Augusttage hatte der Moskowiter in Wolhynien und in Ostgalizien 
zu einem neuen Schlage ausgeholt. Aber der erwartete Durchbruch beiderseits des 
Dniesterstroms blieb diesmal Brustilow versagt. Zudem galt es, die wankende 
rumänische Front zu stützen; Korps um Korps mußte der Russe zum Einsätze 
bringen, um an der Serethmündung nun auch Südrußland gegen den Zugriff des 
Feindes zu verteidigen. „So waren die letzten großen Taten, die der russische 
Muschik, angefeuert von seinen Popen und wohl auch schon durch Gewaltmittel 
aller Art gezwungen, dem Zaren zum Opfer brachte, von bitterster Enttäuschung 
gefolgt, die sich tief in die längst von schweren Fiebern gerüttelte russische Seele 
eingraben solltet" 
An der Isonzofront hatte Cwdorna in drei kurzen, scharfen Schlägen (7., 8. und 
9. Jsonzoschlacht), die vornehmlich gegen den Nordteil der Karsthochfläche gerichtet 
waren, eine Einbuchtung der öst.-ung. Front von 8 km Breite und 4 km Tiefe 
erzielt: ein Erfolg, der in einem Mißverhältnisse zu dem ungehemmten Verbrauche 
1 Der hochgespannten Lage um die Monatswende Juli-August 1916 wurde in einem 
früheren Abschnitte gedacht. 
2 Diese General r>. Ludendorff gegebene Zusicherung wurde aber während des ganzen 
Krieges geheimgehalten. 
3 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, V., 711. 
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