Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

An diesem Tage ging eine Kunde durch die Front, die besonders die 27er 
schmerzlich berührte. FML. Fürst Schönburg schied von der 6. ID., die er durch 
einundeinhalb Jahre auf ihren vielverschlungenen Wegen in vorbildlicher Weise 
geführt hatte, um als Nachfolger des an die russische Front berufenen Erzherzog- 
Thronfolgers das Kommando des XX. Korps zu übernehmen. Seit den sturm¬ 
bewegten Tagen auf dem Mt. S. Michele bestand die Schicksalsgemeinschaft zwischen 
dem Scheidenden und dem Regimente. Und diese Verbundenheit trug alle Zeichen 
des Außergewöhnlichen. Hier schied ein General — und dies empfanden alle 27er, 
die ihn kannten —, der nicht nur höherer Führer war, sondern dessen Soldaten¬ 
tum so stark und rein ausstrahlte, daß es jedem zum unvergeßbaren Vorbilde 
werden konnte. Strenges Achten auf die Erfüllung der Soldatenpflichten, Ge¬ 
rechtigkeit, Güte und vor allem Menschentum, ausgeprägt durch mitverstehendes 
Erfassen all der schweren, von jedem Kämpfer in der vordersten Front zu tragen¬ 
den Lasten: das waren die leuchtenden Merkmale seines echten Soldatentums. So 
blieb jedem 27er, vom Oberst bis zum letzten Tragtierführer, in der Erinnerung 
eingemeißelt, wie dieser unerschrockene Führer nahezu alltäglich die gefahrenum¬ 
witterten, zerschossenen Kampsgräben in der Terra rossa des blutgetränkten 
S. Michele durchschritt. Und als wenige Stunden nach der Eroberung des 
Mt. Meletta die hohe Gestalt des Generals am Melettakamme emportauchte, da 
wertete jeder dieses Geschehen nicht als Geste. Die Steirer mit ihrem naturnahen 
Empfinden wußten nur allzu gut, daß hier tieferliegende Triebkräfte den Soldaten 
zu seinen Soldaten führten. Dieser Tatwille wog in den Augen der Steirer mehr 
als jedes Wort. So bleibt die Führergestalt immerdar mit der Geschichte des 
steirischen Regimentes verwurzelt. 
GM. Richard Müller, der ehemalige Generalstabsches des Hl. Korps in der 
ersten Kriegszeit, wurde Nachfolger im Kommando der Grazer Division. 
Wenige Tage zuvor — am 27. Juni — mußte Mjr. Petermann, ernstlich 
erkrankt, aus der Front scheiden. Das Regiment verfügte nunmehr Uber keinen 
Stabsoffizierbataillonskommandanten, so daß Obst. v. Dorotka höheren Orts um 
Abhilfe bittlich wurde. Hptm. v. Rutzky ging noch am 27. Juni aus der Colombaro- 
stellung zur Übernahme des II. Baonskmdos. in den Lepozzeabschnitt ab, dort bis 
4. Juni verbleibend, an welchem Tage Mjr. Novak — Kommandant des im Etappen¬ 
raume befindlichen XXI. MaBaons. — die Führung des vom Regimente ab¬ 
getrennten II. Baons. übernahm. Vom III. Korpskmdo. traf Obstlt. des General- 
stabes Paul Hofmann ein, der das IV. Baon. bis 13. Juli führte. 
Der italienische Großangriff gegen das III. Korps wurde durch Ablenkungs¬ 
versuche in der Val Sugana und im Gebirge nördlich davon eingeleitet. Zahlreiche 
Geschütztransporte, neu aufgefahrene Batterien, die sich einschossen, wurden vom 
Verteidiger beobachtet und unter Feuer genommen. Am 5. Juli machten sich bereits 
italienische Minenwerfer bemerkbar. Die am Vortage abgehorchten italienischen 
Funkgespräche ließen erkennen, daß der erwartete Großangriff auf den Hochflächen 
bevorstehe. 
Am 6. Juli tobte von 5 Uhr morgens an der Feuersturm zahlloser Batterien 6.7. 
aller Kaliber; bald schmetterten auch die Wurfminen. Von 7 bis 8 Uhr vormittags 
prasselte Trommelfeuer auf die öst.-ung. noch unfertigen Stellungen hernieder. So¬ 
dann trat die italienische Infanterie auf dem Nordteile der Hochfläche von Asiago 
zum Angriffe an. Es waren weit überlegene Kräfte, die gegen die 36 Bataillone 
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