Die vierte Jsonzoschlacht
(10. November bis 14. Dezember 1915)
Skizzen 65, 66
Die Ereignisse bis zum Eintreffen des IV. und des V. Bataillons
(10. bis 17. November 1915)
Nach kaum einer Woche Entspannung war am 10. November um die Mittags¬
stunde die vierte Jsonzoschlacht entbrannt. Ihr Auftakt war eine nur vierstündige
Artillerievorbereitung von bisher nie erlebter Wucht. Dann brach der breit und
massig angelegte Infanterieangriff gegen den Görzer Brückenkopf und den Nordteil
der Karsthochfläche los.
Im Görzer Brückenköpfe erstickte die Wucht der mit etwa dreifacher Übermacht
geführten italienischen Angriffe am 13. November in Blut und Morast. An der
Karstfront kam es an den beiden Großkampftagen des 10. und 11. November noch
zu einheitlich geleiteten, allgemeinen Angriffen der feindlichen Hauptkraft gegen
den größten Teil der Karstfront. In den nächsten Tagen vermochten sich aber die
stark ausgebluteten Italiener nur mehr zu Teilvorstößen aufzuraffen.
Nach den zweitägigen ergebnislosen Angriffen der italienischen 3. Armee gegen
die Front des VII. Korps versuchte der Feind, das angestrebte Kampfziel, den
Mt. S. Michele, durch starke, zur Umfassung von Norden führende Angriffe aus
dem Raume von Peteano bei gleichzeitigem Versuche eines Durchbruches in der
Mitte des VII. Korps (südwestlich von S. Martina) zu erreichen. Die Kämpfe
steigerten sich am 13. November zu größter Heftigkeit und erlangten am 14. ihren
Höhepunkt.
Im Brennpunkte der Kämpfe stand die Grazer 6. ID., die alle feindlichen
Angriffe, zum Teil im Gegenstöße, zum Scheitern verurteilte.
Am 14. gegen Mittag fetzte ein neuerliches heftiges Trommelfeuer gegen die
beiden vom italienischen Armeeführer gewählten Angrisfsräume ein, dem mächtige
Infanteriestürme folgten. Nach der blutigen Abwehr mehrerer Nahangriffe erlitt
die 6. ID. um 4 Uhr nachmittags südlich von Peteano eine Einbeulung in der
Ausdehnung von etwa 400 Schritten. Mit Eintritt der Dunkelheit versuchten
starke italienische Kräfte nördlich der Einbruchsstelle in wiederholten Stürmen
ihren Gewinn zu erweitern, wurden aber durch das bh. IR. 2 zurückgeschlagen.
Kurz darauf schritten die Reste des FIB. 8, des bh. IR. 2 und Teile des
k. u. LstIR. 17 zu einem vom Kommandanten der 12. IBrig., GM. Rudolf Müller,
trefflich geleiteten Gegenangriff, durch den nach erbittertem Handgemenge die
verlorengegangene Stellung in der ganzen Ausdehnung zurückgewonnen wurde.
Der weichende Feind wurde sogar über die Stellung hinaus verfolgt. Feindliche
Reserven, die verspätet eingriffen, mußten wieder weichen. Allmählich flaute der
Kampf wieder ab *.
Das fünftägige Ringen um den Besitz des so heiß umstrittenen Mt. S. Michele
wurde noch am 15. November fortgesetzt. Vom Morgengrauen des 15. an raste der
Feuerorkan der italienischen Batterien in weitem Umkreis gegen den rechten Flügel
und die Mitte der Grazer Division. Von 7 Uhr vormittags bis in den späten
1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, III., 479.
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