Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Als nach achtzehntägigem schwerem, opferreichem Ringen die Angriffsenergie 
des Feindes endlich ermattet war, konnte auch diesmal kein Zweifel darüber 
bestehen, daß nur eine kurze Schlachtenpause dem hartgeprüften Verteidiger zur 
notdürftigen Herrichtung der verwüsteten Kampfzone und zur Auffüllung der 
gelichteten Munitionsbestände gegönnt fein würde. Es war bittere Tatsache, daß 
der nächste zu erwartende Stoß noch schwerere Opfer verschlingen würde und daß 
der Heeresleitung zur Zeit keine Mittel zur Verfügung standen, diese Opfer zu 
verringern. Nur der Zuwachs an moderner Artillerie und größere Mengen an 
Schießbedarf linderten in den Herbstschlachten am Jsonzo das harte Los der 
gepeinigten Infanterie. Trotzdem verstummte nicht der Ruf nach weittragenden 
Rohren, feit die Italiener schwerste Fernkampfgeschütze in den Lagunen der Sdobba- 
mündung ausgestellt hatten, von wo sie, unerreichbar der Artillerie des Verteidigers, 
die ganze Karsthochfläche zu bestreichen vermochten. 
Kampfpause 
(5. bis 9. November 1915) 
Der Wunsch, möglichst bald der ganzen Welt durch und ohne Draht zu verkünden, 
daß man wieder einmal eine schwere Kraftprobe glücklich bestanden habe, war der 
Vater des Gedankens, bereits den einen Teil dieser Operationsperiode als „abge¬ 
schlossene Schlacht" zu bezeichnen. Dieses Verfahren diente den Interessen der ver¬ 
bündeten Zentralmächte und konnte jene der Feindmächte nur beeinträchtigen. An 
der Sache selbst vermochte es natürlich nichts zu ändern. Der italienischen Heeres¬ 
leitung mußte es doch sehr daran gelegen sein, die öffentliche Meinung darüber, 
daß ihre Pläne bisher gescheitert waren und dieses Kriegsjahr ohne ersehnten Sieg 
abschließen würde, über die Parlamentssession hinaus möglichst hinwegzutäuschen'. 
Die Verwirklichung dieser Absichten drückten dem Ringen, das am 10. November 
aufs neue auf dem Karst und am Ifonzo entbrannte, den Stempel seiner Eigenart 
auf. Es war ein Kamps, der dem Angreifer nicht fo sehr durch militärische wie durch 
politische Gegebenheiten aufgezwungen wurde und dem man in den Reihen des 
Verteidigers mit Recht den Namen der „Parlamentsfchlacht" gab1 2. 
In der Zeit vom 5. bis zum 10. November wurden die besonders abgekämpften 
italienischen Truppen —vor allem jene der 3. Armee — durch frische, ausgeruhte 
Divisionen abgelöst, die durch die zermürbenden tagelangen Kämpfe entstandenen 
Lücken aus den hinter der Front bereit gehaltenen Ergänzungen, vielfach ohne 
Rücksicht auf die Bodenständigkeit der Mannschaften, geschlossen. Die italienische 
Artillerie schien über unbegrenzte Munitionsmengen zu verfügen, denn trotz der 
langen Schlachtdauer flaute das feindliche Artilleriefeuer auch während der Kampf¬ 
pause an den Brennpunkten der Kämpfe nur unbedeutend ab. Auch deutete der nie 
aussetzende nächtliche Lärm von Fuhrwerken und Kraftwagen hinter den feindlichen 
Linien unverkennbar auf Heranführung gewaltiger Munitionsmengen. Die geringen 
Erfolgsaussichten in den schon vom Winter berührten Bergen am oberen Jsonzo 
und die schwierigen Angriffsverhältnisse im Raume von Monfalcone geboten der 
1 Pitreich, Der öst.-ung. Bundesgenosse im Sperrfeuer, 258. 
2 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, III., 460. 
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