Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

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barg. Immerhin war es auffallend, daß jede Gefechtsgruppe ihr weiteres Vorwärts¬ 
kommen vom Ausschreiten ihrer Nachbarn abhängig machte, eine Auffassung der 
Unterführung, die sich mit den Grundsätzen des Gebirgskrieges nicht völlig vereinen 
ließ. Jedenfalls erforderte die Operation von Offizier und Mann höchste moralische 
und physische Anspannung aller Kräfte. 
„Das Mißlingen einer so schwierigen Aktion", so urteilte das 92. IDKmdo., „darf in 
uns keinesfalls den Glauben aufkommen lassen, daß jede aktive, offensive Tätigkeit nicht 
einen Erfolg hätte. Es ist gar nicht ausgeschlossen, ja natürlich, daß schon durch das Ansetzen 
unseres Angriffes stärkere feindliche Kräfte uns gegenüber bleiben mußten, festgehalten wur¬ 
den, daher an anderen Teilen der feindlichen Front nicht verwendet werden konnten. Gewiß 
auch ein Erfolg! Die wichtigste und bleibendste Lehre hat jeder von uns damit am eigenen 
Leib empfunden, daß ein Angriff auf eine monatelang vorbereitete, ausgebaute Stellung im 
Gebirge ein sehr schwieriges Unternehmen ist und bleibt. Mit dieser Überzeugung müssen 
auch unsere Stellungen gegen bedeutend überlegene feindliche Kräfte behauptet werden. Ge¬ 
rade so harte Aktionen ketten Führer und Truppen fester aneinander und lösen jenes gegen¬ 
seitige Vertrauen aus, dessen wir in so ernsten Tagen im Kriege bedürfen." 
Divisionär GM. Fernengel dankte zum Schluffe allen beteiligten Truppen und 
Führern für ihren guten Willen und für die großen Leistungen, die sie in diesen 
Tagen bewiesen hatten. 
Auch für die 27er bedeuteten die beiden Oktoberkampftage eine bittere, harte 
Prüfung. Denn alles in allem genommen: bevor noch die berggewohnten Kämpfer 
am 18. Oktober ihre weitreichenden Angriffsfächer entfalteten, lag der mystische 
Riesenfchatten eines Fragezeichens über der Kampfarena, in der das stolze Iulier- 
haupt des Montasch in einsam-abweisender Größe himmelan sich reckte. 
Seistera—Schwarzenberg—Kleiner Mittagskofel— 
Obere Sttekiza 
(20. Oktober bis 27. Dezember 1915) 
Skizze 64 
Noch lastete alpdruckschwer das Gefühl vergeblicher Opfer auf allen Gemütern. 
Alles Bemühen, den vor Somdogna erreichten Anfangserfolg am Nachmittage des 
18. Oktober und am folgenden Tage zu einem vollen Enderfolge zu gestalten, das 
Kriegsglück auf die eigene Seite zu zwingen, war umsonst gewesen. 
Allein es galt nunmehr, wieder neue Ausgaben zu erfüllen. Schon der 
20.10. 20. Oktober brachte die Entscheidung über die nächste Zukunft des II. und 
IV. Baons., deren Verwendung im Raume der Kämpfe der letzten Tage — im 
Bereiche der 59. GbBrig., Obst. Dietrich — beschlossen war. 
Italienisches Schwerfeuer lag in den Vormittagsstunden auf dem arg zer¬ 
schossenen Orte Wolfsbach, den Mjr. Righetti in weiser Voraussicht schon in den 
Morgenstunden hatte räumen lassen. Die Kompagnien richteten sich an den Tal¬ 
hängen ein Lager ein. 
Nach kurzem Ausruhen von den erheblichen Strapazen, die das schwere Kampf- 
21.10. gelände an Mensch und Tiere gestellt, ging es am 21. Oktober in die alte 
Abwehrfront. 
Das II. Baon., dessen Kommando nach der Erkrankung des Mjr. v. Imelic 
feit dem 20. Oktober Hptm. Zamolo führte, bezog in einer Gefamtausdehnung von 
mehr als dreitausend Schritten mit der 6. Komp, die Stellungen am Schwarzenberg, 
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