Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

schlossen die bei Beziehen der Kampflinie bestandene Frontlücke, bauten über 
20.000 Sand- und Erdsäcke aus. Sie bewiesen durch größere und kleinere Unter¬ 
nehmungen ihren ungebrochenen Angriffsgeist und büßten an Toten neun, an Ver¬ 
wundeten zweiundvierzig Kämpfer ein. Sie standen im „ewigen Artilleriefeuer" 
dieser Front, das einer Flutwelle gleich heranbrandete, an der Widerstandsfähigkeit 
des Verteidigers nagte, Breschen in die Kampslinie riß, die Nerven nicht zur Ruhe 
kommen ließ. 
Wohl waren die 27er nicht unvermittelt in den Hexenkessel eines Großkampfes 
. geschleudert worden, aber sie lernten das Wesen des „Krieges im Stein", die 
Schrecknisse der Steinwüste des Karstes kennen. Auch für sie sollten erst die Tage 
kommen, in denen sie zu Isonzokämpfern gehämmert wurden. 
Noch hatten die 27er nicht in den Rachen der „Hölle von Doberdö" geblickt, aber 
durchschritten hatten sie — das Fegefeuer von Doberdö. 
Das Regiment im kärntnerisch-friaulischen 
Grenzgebiete 
Die Zeit der Vorbereitung 
(29. September bis 4. Oktober 1915) 
Die Abberufung des Regimentes von der Karsthochfläche bildete für das 
Regiment eine Überraschung, die aber allseits freudigst begrüßt wurde. Kannte 
man auch vorerst nur das nächste Ziel, Villach, so knüpfte sich hieran die Hoffnung, 
das Regiment fei dazu ausersehen, nunmehr deutschen Heimatboden gegen welschen 
Zugriff zu schützen. 
Diese Hoffnungen sollten sich erfüllen. Es war der Wunsch des Armeegruppen¬ 
kommandanten, G. d. K. Rohr, nach Truppen, die sich aus Innerösterreich ergänzten. 
Um diesem Wunsche wenigstens teilweise nachzukommen, wurde das IR. 27 gegen 
das aus der Ungarischen Tiefebene (Debreczen) stammende und demnach im Hoch¬ 
gebirge weniger verwendbare IR. 39 des VII. Korps ausgewechselt. 
Die 27er nahmen Abschied von der blau schimmernden Adria. Nach etwa vierzig- 
stündiger genußreicher Fahrt, die über Laibach—Aßling ins Tal der Wurzener Save 
führt und mit dem Einblicke in die Bergpracht der Karawanken den dunklen Traum 
29.. 30. von Doberdö verscheucht, landen die Transporte im Laufe des 29. und 30. Sep- 
9, tember in Villach, von der Bevölkerung stürmisch begrüßt. 
„Welch ein glückliches Gefühl, ringsum nur Deutsche zu sehen und Deutsch 
sprechen zu hören. So seltsam es klingen mag: hier, auf deutschem Boden, bekam 
ich Heimweh." Von diesen Gefühlen, denen Korp. Franz Grimm in seinem Kriegs¬ 
tagebuche so eindrucksvollen Ausdruck verleiht, dürfte so mancher 27er dazumal 
beherrscht gewesen sein. 
Die Bataillone hatten ihre Quartiere in der Umgebung der Stadt. Regimentsstab 
und l. Baon. lagen in Völkendors. Untere Fellach war dem II., Obere Fellach 
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