Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

In den Abendstunden wurde bekannt, daß dem Regiments zunächst am Morgen 
des 25. August zwei feindliche Bataillone, drei Eskadronen und Maschinengewehre 
in Skwarzawa eingelangt seien. 
Die Orientierung über die Feindlage in manchen Räumen, so besonders über 
den für das III. Korps so wichtigen Raum um Ztoczöw» blieb hinter der Wirklich¬ 
keit stark zurück. So ist es zu verstehen, daß beim HI. Korps die Lage dahin 
geschätzt wurde, daß man es am 26. August überhaupt noch nicht mit ernster zu 
nehmendem Feinde zu tun haben werde. Ein ähnlicher Eindruck herrschte auch beim 
benachbarten XII. Korps. 
Die Russen gingen systematisch vor. Nicht umsonst waren die im Kriege mit 
Japan (1904/05) gewonnenen, mit Blut erkauften Lehren. Das AOK. hatte über 
die Kampfweise der Russen auf dem ostpreußischen Kriegsschauplätze einige bemer¬ 
kenswerte Wahrnehmungen allgemein verlautbart: Vor Beginn der Schlacht pflegen 
die Russen stärkere Detachements, mehrere Bataillone mit sehr starker Artillerie, 
dann auch große Kavalleriekörper, selbst ganze Infanteriedivisionen bis aus einen 
Tagmarsch vor die Front zu schieben, mit dem Zwecke, den Feind zur Entfaltung 
einzuladen, seine Stärke bloßzustellen und ihn dann zu verführen, auf die hinter 
dieser großen Kulisse befindliche geschlossene und befestigte Front anzurennen. 
Der Führer der russischen 3. Armee, General Rußki, gab den Tag vor der vor¬ 
aussichtlichen Schlacht, den 25. August, zur Rast frei. Unsererseits wurden gerade an 
diesem Tage übermäßige Marschleistungen gefordert, so daß der Großteil der 
Truppen in äußerst erschöpftem Zustande in die erste Schlacht ging. 
Der brennende Wunsch, den Feind zu fassen und zur Strecke zu bringen, bevor 
er noch seine Übermacht zur Geltung bringen konnte, führte zu einer Übersteigerung 
des Angriffsgedankens. Diesem lag der Plan zugrunde, am 26. August mit dem 
III. Korps aus dem Höhengelände südlich der großen Straße mit starkem rechtem 
Flügel gegen Ztoczöw vorzustoßen, mit dem XII. Korps südwärts zur Umfassung 
des Feindes auszuholen und die verfügbaren Teile des XI. Korps gegen den nörd¬ 
lich der Bahn Lemberg—Brody vorgehenden Feind anzusetzen, um hernach von 
Norden her flankierend in den Kampf des III. Korps einzugreifen. 
28.8. Der 26. August brach an. Noch lagen Nebelschwaden in den versumpften Niede¬ 
rungen. Aber der blutrot aufgehende Sonnenball sandte seine ersten Strahlen, und 
Bewegung kam in das Dunstgewölk. Nicht minder auch in die 27er. Die kalte 
Nacht liegt in ihren Gliedern. Der heiße schwarze Frühtrunk weckt die Lebens¬ 
energien. Noch ist kein Marschbefehl eingelangt. Spannung liegt über den harren¬ 
den Bataillonen. Jeder hat das Empfinden: heute wird es ernst, heute geht es ins 
Feuer. Und Gedanken an die Heimat und an alles Teure, was sie umschließt, 
steigen auf. Und in diese heimatverbundene Stimmung der versammelten Bataillone 
fällt das erhebende, aufrichtende Wort Allmers, des Soldatenpriesters von echtem 
Schrot und Korn, der schon nachtsüber in der geöffneten Ortskirche den innere 
Einkehr Suchenden den Weg zum allmächtigen Lenker alles Seins gewiesen hatte 
und der ihnen nun vor Eintritt in die erste Schlacht die Generalabsolution erteilt. 
Aber das eherne Gesetz des Krieges zerstört jäh die Stimmung der Ergriffen¬ 
heit. Dumpfer Kanonendonner aus nordwestlicher Richtung dringt heran. Schon 
horcht das Ohr auf näher liegendes Infanterie- und Maschinengewehrfeuer. Es 
kommt aus der Richtung von Krasne. An den Bugbrücken östlich des Ortes waren 
die 7er-Iäger und russische Spürabteilungen aneinandergeraten. In den Gesichts- 
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