Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Feind den Angriff aus diese Stellung unternahm, denn Scharte und Zweispitz lagen ja direkt 
in der feindlichen Linie. 
Während der Nacht, etwa gegen 3 Uhr, kam plötzlich ein Mann der Patrouille des 
Fch. Stingl zurück und meldete, daß Fch. Stingl verwundet vor unserer Stellung liege. Sogleich 
schickte ich eine Sanitätspatrouille dorthin. Diese brachte Stingl um 7 Uhr morgens in unsere 
Hütte. Er erzählte folgendes: Er war mit seinen drei Mann nach der Piperscharte gegangen 
und kam bei einbrechender Dunkelheit in deren Nähe. Auf dem steilen Wege zur Scharte 
hinauf sah er die Leiche eines 27ers liegen, was ihn, der keine Ahnung hatte, daß die Scharte 
gefallen sei, sehr verwunderte. Aber dessen ungeachtet ging er ohne jede Vorsicht zur Scharte 
hinauf. Dort hörte er, daß darin gearbeitet werde. Auch sah er eine Menge Gewehre an den 
Felsen lehnen, mit den Bajonetten darauf. Aber nicht einmal das erweckte Argwohn; er dachte 
wohl, es seien erbeutete italienische Gewehre. So ging er also sachte zur Osfiziersdeckung hin 
und rief hinein: ,Na, was ist denn mit Euch?' Keine Antwort, alles mäuschenstill. ,Na, wer 
ist denn da?' .Saooia-Alpini!' — ertönte da der Schreckensruf bei den Italienern, die sich 
schon überfallen glaubten. Eine Gewehrsalve krachte, jedoch ins Blaue. .Zurück!' — rief Stingl 
seiner Patrouille zu und sprang den Abhang hinunter; dabei stürzte er und kollerte etwa zwei¬ 
hundert Meter bergab und blieb mit einem Bluterguß im Sprunggelenk liegen und konnte 
nicht mehr aufstehen. Seine drei Mann waren den Italienern glücklich entwischt. Als sie aber 
ihren Führer vermißten, gingen sie auf die Suche zurück und fanden ihn auch gegen Mitter¬ 
nacht. So brachten sie ihn in Sicherheit und holten die Sanität. Hätte Stingl statt drei Mann 
deren zwanzig bei sich gehabt, so hätte er die Alpini schön wieder hinausfeuern können. Ein 
Gegenangriff hätte sicheren Erfolg gehabt. 
Die Italiener begnügten sich mit der Einnahme der Scharte und des Zweispitz und unter¬ 
nahmen nichts weiter. Wären sie gleich weitermarschiert, so hätten sie uns, die wir vom Falle 
der Scharte noch nichts wußten, schön überrumpeln können und hätten große Erfolge geerntet. 
So aber nützten sie wie gewöhnlich ihren Erfolg nicht aus und blieben in der eroberten 
Vorstellung." 
In der Iuliperiode wurden folgende Dekorationen verliehen: die bronzene 
MVM. an Oblt. Friedrich Eckardt-Francesconi v. Tiefenfeld, Lt. i. d. R. Eduard 
Schleich, LstAffArzt Dr. Walter Byloff; das goldene VK. a. B. d. TM. an LftLMechnf. 
Alois Berger, der anläßlich der Beschießung am 22. Juli bei der Bergung von 
Trains hervorragenden Anteil nahm; die filb. TM. 1. Kl. für ausgezeichnetes 
Verhalten in der Piperscharte und am östlichen Zweifpitz: an die Fch. i. d. R. Robert 
Gokitsch und Viktor Rode, beide der 3. MaKomp., an Feldw. Franz Fürntratt der 
4. MaKomp., Zgf. tit. Feldw. Valentin Haubmann der 2. MaKomp., an die Inf. 
Alois Haidinger und Rochus Hübl, beide der 3. MaKomp. 
Ein leuchtendes Beispiel von Heimatliebe gab LstJnf. Jakob Klack! der 
1. MaKomp., ein löjähriger Junge, der sich seines Vaters wegen insgeheim dem 
X. MaBaon. angeschlossen hatte. Im Kampfe um die Piperscharte wehrte er sich 
im Handgemenge bis zum äußersten. Schwer verwundet brach er zusammen und 
trug das Los der Kriegsgefangenschaft. Ihm wurde später die silb. TM. 1. Kl. 
zuerkannt. Sein Vater, LstJns. Julius Klackl der 1. MaKomp., das tapfere Vorbild 
des Jungen, zweimal verwundet, teilte mit dem Sohne die Gefangenschaft; 
1916 invalid zurückgekehrt, wurde sein Opfermut mit der silb. TM. 2. Kl. belohnt. 
Die silb. TM. 2. Kl. erhielten: Gst. Franz Klumayer der 4. MaKomp., er 
schlich sich am 24. Juli allein von der Piperscharte durch die feindliche Postenkette 
ins Dognatal, klärte nach Niederstreckung eines Postens die feindliche Stellung 
auf und schlug sich am Rückwege durch die bereits alarmierte feindliche Postenkette; 
Zgf. Ferdinand Iahn der 4. MaKomp. erzwang am 25. Juli mit seiner Patrouille 
im Feindfeuer den gefahrvollen Aufstieg auf Mt. Piper und kehrte mit wichtiger 
Meldung zurück; die Inf. Karl Kainer, Franz Schrempf, Josef Wotischek, alle 
drei von der 4. MaKomp., die der Patrouille des Fch. i. d. R. Stingl angehörten 
(f. früher) und sich nur durch Sprung in die Tiefe vor der Gefangennahme retten 
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