Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Scharte und einer zweiten Kolonne, die von der Beligascharte gegen Lußnitz im Fellatale 
demonstrierte. Unsere Infanterie warf sich mit großer Kühnheit auf den feindlichen Graben, 
den Feind mit dem Bajonett angreifend. Es wurden 107 Gefangene gemacht. An dem guten 
Ausgang dieser Unternehmung hat Anteil das wirksame und präzise Schießen unserer schweren 
Artillerie, die zuerst die feindlichen Schützengräben zerstörte und dann durch Sperrfeuer es 
dem Feinde unmöglich machte, Verstärkungen zu entsenden." 
Die Strekizastellung blieb im großen ganzen unbehelligt. Nur der benachbarte 
Rankgraben war in den Nachmittagsstunden das Ziel der feindlichen Artillerie. 
Dorthin wurde Oblt. i. d. R. Thaller mit einer Halbkompagnie zur Verstärkung 
der ständigen Absperrung entsendet. Dieser Abteilung schloß sich der Bataillons- und 
Abschnittschefarzt, AfsArzt Dr. Byloff, freiwillig an, der dann als Ohrenzeuge des 
vom Grenzkamme durch die Nebelschicht herniederdringenden Gefechtslärms sich 
aufmachte, um diese Nachricht aus Strekiza zu überbringen, hiebei vom feindlichen 
Feuer verfolgt. 
Uber die Vorgänge auf Strekiza bringt Dr. Byloff in seinen Tagebuchauf¬ 
zeichnungen unter anderem nachfolgende Schilderung: 
„Dort war alles sorglos, als wenn nichts los wäre. Mein Bericht wurde wenig beachtet. 
Gefechte in der Piperscharte war man schon gewohnt. Bald darauf meldete ein Fähnrich, daß 
auf dem Zweispitz Leuchtraketen emporstiegen und daß er eine größere Schwarmlinie habe 
bergab laufen gesehen; auch gesehen, wie einer von ihnen gefallen sei. Offenbar war ein Angriff 
der Italiener zurückgeflutet. Aber was die Leuchtraketen am hellichten Tage bedeuten sollten, 
konnte niemand erklären. Daß es ein Hilferuf sein sollte, kam niemandem in den Sinn. 
Allmählich verstummte der Gesechtslärm; alles war der Überzeugung, daß der Angriff abge¬ 
wiesen sei, und war daher außer Sorge. 
Doch da kamen Gerüchte, vom Fort Hensel aus sähe man Gestalten in der Scharte frei 
herumgehen; das könnten doch unmöglich eigene fein. Es fing schon an, dunkel zu werden, 
als vom BaonsKmdo. der Befehl kam, Fch. Stingl sollte mit einer Patrouille gegen die Scharte 
vorgehen und nachsehen, was dort los sei, da alle Verbindungen mit dieser zerstört seien. 
Der Kompagniekommandant, Oblt. v. Mirkovic, wollte dagegen Einwendungen erheben, doch 
Stingl hatte schon drei Mann zu sich genommen und ging ganz ahnungs- und sorglos fort. 
Kaum war er weggegangen, da kam die Nachricht, die Scharte sei gefallen und auch der 
Zweispitz, die Besatzung größtenteils gefangen. Schnell wurde ein Mann Stingl nachgeschickt, 
doch dieser kehrte unverrichteter Dinge zurück. 
Oblt. Thaller war bald nach mir mit seiner Halbkompagnie wieder eingerückt. Die 
Situation war nach dem Fall der Scharte für uns gefährlich geworden. Wenn die Italiener 
über die Scharte vorrückten, so konnten sie in zwei Stunden hier sein. Zudem war zwischen 
unserer Stellung und der anschließenden Iungschützenstellung an unserem rechten Flügel eine 
etwa 500 m breite Lücke. Dort konnten sie in unseren Rücken geraten, und wir wären abge¬ 
fangen gewesen. Und obendrein standen weiter unten bloß unausgebildete Iungschützen, die 
als Kampftruppe damals ganz unverwendbar gewesen wären. Die Posten wurden verstärkt 
und genau belehrt, nicht sofort zu schießen, wenn in der Nacht jemand komme, sondern sich 
erst zu überzeugen, ob es Italiener oder versprengte Flüchtlinge von der Piperscharte seien. 
Oblt. Thaller und Oblt. Reinisch besetzten mit einigen Zügen die Lücke an unserem rechten 
Flügel. Wir hielten Gefechtsbereitschaft, legten uns zwar nieder, blieben jedoch vollkommen 
angezogen und behielten die Waffen bei uns. Nach einigen Stunden traf eine Kompagnie des 
LIR. 4 ein und besetzte den Foreellasattel, um den Iungschützen einen Rückhalt zu geben. 
In der Nacht wollte ein Honvedbataillon, das die Stellung hinter Scharte und Zweispitz 
innehatte, einen Gegenangriff unternehmen, jedoch die Division verbot dies. Denn im Grunde 
genommen war mit Scharte und Zweispitz nicht viel verloren, da uns diese vorgeschobenen 
Stellungen nur unnötige Verluste machten. Von Rechts wegen hätte man diese Stellungen schon 
früher freiwillig räumen sollen, doch niemand hatte den Mut, den Befehl hiezu zu geben. 
Denn solange der Mt. Piper und die zweite Spitze des Zweispitz in den Händen der Italiener, 
waren Scharte und Zweispitz immer nur mit Verlusten zu halten. Entweder hätte man 
Mt. Piper und die zweite Spitze des Zweispitz erstürmen müssen oder sonst Scharte und 
Zweispitz räumen. Freilich waren unsere dort vorgeschobenen Abteilungen den Italienern sehr 
unangenehm, da man von dort in das Dognatal hineinsehen und die rückwärtigen Verbin¬ 
dungen des Feindes stören konnte. Auch im Falle einer Offensive unsrerseits hätte man von 
der Scharte aus am erfolgreichsten vorstoßen können. Das war auch der Grund, daß der 
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