Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

erzwungenen Rückzug auf Col de Gos—Westlistere von Malborgeth durchführen. Brigadereserve 
würde über Col de Gos, bzw. Strekiza eingesetzt werden. Ein weiteres Zurückgehen bis in die 
Lime Buchkopf—Westhang der Nebria (südlich von Uggowitz)—Strekiza würde besonders 
befohlen werden. Verläßliche Behauptung der Strekizastellung ist Grundbedingung für den 
geordneten Rückzug der Gruppe Bascon—Zweispitz. Wenn auch Strekizastellung verlorengehen 
sollte, dann mutz durch möglichst zähes Festhalten jeden Schrittes Bodens das Zurückgehen der 
Besatzungen vom Kleinen Mittagskofel und Schwarzenberg sowie der belgischen Batterie und 
der Artillerie auf Foreella möglich gemacht werden." 
Die Instruktion legte noch für weitergehende Fälle allgemeine Richtlinien fest. 
Tatsächlich kam sie nie zur Ausführung. 
Immerhin hieß es auf der Hut fein, denn der Italiener offenbarte immer unver¬ 
hüllter das Bestreben, die Piperscharten und den östlichen Zweispitz von den so 
lästigen Wächtern zu befreien. Er ging sogar daran, auf der Nordfeite des Mt. Piper 
einen Weg gegen den Palugagraben anzulegen. Der Ausgestaltung feiner Wehr- 
stellung aus dem Mittagskofel, diesem für ihn so wertvollen Auslugpfeiler, wandte 
er besonderes Augenmerk zu, bohrte sich immer mehr in den Fels, erweiterte 
planmäßig fein dortiges Stellungssystem und errichtete auf der Mittagskofelspitze 
eine Rückenwehr, da er allem Anscheine nach mit der Möglichkeit eines Verlustes 
Somdognas rechnete. 
Die eigene Torwachtstellung in der Piper-Zweifpitz-Scharte war nach wie vor 
in ständiger Gefahr; ihre Abwehrkraft war erheblich eingeschränkt. Oblt. v. Mir- 
koviö, dem mit der halben 4. MaKomp. vom 21. bis 28. Juli die Schartenwacht 
anvertraut war, berichtete am 29. Juli wenig Erfreuliches über seine Eindrücke. 
Die Deckungen mit ihren aufgeschichteten Steinbrustwehren, jedweden Drahtschutzes 
entbehrend, seien weder gewehr- noch regensicher, der Ausschuß ungenügend; die 
Deckungen sollten zehn bis fünfzehn Schritte vor der jetzigen Linie liegen und 
durch Laufgräben untereinander verbunden fein. Die Anlage eines Weges zur 
Scharte und nach rückwärts zum Jägerhaus wäre geboten, das Latschendickicht 
vor den Stellungen am raschesten durch Inbrandsetzung zu entfernen. All diese 
Arbeiten könnten durch einen Sappeurzug in etwa vierzehn Tagen bewerkstelligt 
werden. Das abschließende Urteil des Oblt. v. Mirkoviö: „Bei der jetzigen Anlage 
ist eine Kommandoführung gänzlich ausgeschlossen", war wenig ermunternd und 
steigerte das Gefühl der Unsicherheit. 
Das dreitägige, ohne Unterlaß herniederrieselnde Regennaß erschwerte die Lage 
der Besatzung, die der ständige Posten- und Patrouillendienst stark in Anspruch 
nahm und die in triefenden Deckungen, von Fieber geschüttelt, von Durchfall und 
Rheuma verfolgt, ein kaum beneidenswertes Dasein führte, trotzdem aber beste, 
aufrechte Stimmung bewahrte. 
Der Verlust des östlichen Zweispitz und der Piper-Zweispitz-Scharte 
In der Nebelnacht auf den 29. Juli bezog die etwa 70 Mann starke halbe 29.7. 
1. MaKomp. unter Hptm. Julius Steinmetz die Schartenstellung. 
Die Ruhe des Schweigens lag am 29. Juli über dem Grenzkamm. Undurchdring¬ 
licher Nebel lastete alpdruckschwer auf Tal und Bergeshöhe, dichte Nebelschleier 
umkreisten die Gipfel, ihre stolzen Häupter verhüllend, bleischwer lagerten sie in 
den Felsschründen, auf den Geröllhalden, auf nassem Latschendickicht. Auch in der 
Nacht zum 30. wich dieser gefährliche Weggenosse nicht, sein eintöniges Grau 39.7. 
spiegelte sich in den Frllhmorgenstunden in den schlafmüden Augen der Bergkämpfer. 
411
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.