Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

fest in der Hand hielt, ohne durch Artilleriefeuer gelitten zu haben. Um 4.30 Uhr 
nachmittags erging dringender Ruf des Mjr. Novak an das Brigadekommando, 
die Widerstandskraft dieses noch unerschütterten Feindabschnittes durch Granat- 
feuer zu brechen, da sonst der eigene Infanterieangriff viel Blut kosten würde. 
Etwa eine Stunde später begannen die 27er ihr angriffsweises Vorgehen. Die 
Artillerie hatte ihr Feuer eingestellt. Mühsam arbeiten sich die Steirer durch 
Latschen und über Geröll empor. Eine vom Kad. i. d. R. Mitschek der 1. MaKomp. 
schneidig geführte, 20 Mann starke Patrouille zwingt den Feind zur Entfaltung 
seiner Kraft. Beiderseits fallen die ersten Schüsse. Vorwärts geht es. Bald ist der 
Kleine Mittagskofel (1962 m) von Mirkovic' Leuten erreicht. Hier wird fester Fuß 
gefaßt. Aber die Schwierigkeiten des Felsgeländes beginnen sich auszuwirken. 
Die Italiener, durch den Vorstoß bedroht, lasten Flatterminen und Steinlawinen 
los, bevor die Steirer noch in den Bereich gekommen waren. Handgranaten und 
Bomben sausen vom Gipfel herab, von Bersaglieris geschleudert, die im Lauf¬ 
schritt gegen den Gipfel vorbrechen, dabei von dem aus der Flanke hereinpreschen¬ 
den Feuer der Steirer gefaßt. 
17.8. Bald jedoch reift die Erkenntnis, daß eine Weiterführung des Angriffes nur 
mit fünfzig- bis siebzigprozentigen Einbußen möglich wäre, bei zweifelhaftem Er¬ 
folge. Der Feind hatte nicht unbeträchtliche Verstärkungen aus dem Dognatale auf 
den Grenzkamm gezogen. Man plante noch die Fortsetzung des Angriffes zur Nacht¬ 
zeit. Doch kam es nicht mehr dazu. Das 184. IBrigKmdo. befahl am 17. Juni, 
6.20 Uhr vormittags, einstweilen auf dem Kleinen Mittagskosei zu verbleiben. 
Gegen 5 Uhr nachmittags kam die Entscheidung: der Angriff war nicht fortzusetzen; 
damit „wäre er nicht völlig ausgegeben, sondern nur aus einige Tage verschoben". 
18.6. In der Nacht auf den 18. zogen die 27er vom Kleinen Mittagskofel und vom 
Schwarzenberg ab. Die X. MaKomp./FIB. 8 besetzte den Schwarzenberg, mit einem 
Zuge den Kleinen Mittagskofel. 
Dem Unternehmen war kein ganzer Erfolg befchieden. Allzu stark waren die 
Hemmungen. Schon dem Wirkungsfeuer der Batterien blieb ein entscheidender 
Schießersolg versagt, wenn es dem Italiener auch Verluste eintrug. Auch mangelte 
es an dem so notwendigen Zusammenwirken von Infanterie und Artillerie. Die 
Kanoniere ließen die Rohre gerade in der Entscheidungsstunde des Infanterie- 
angriffes ruhen. Dabei war die eigene Artillerie am 16. Juni von einer Gegen¬ 
wirkung verschont geblieben, da es die italienische Artillerie auffallenderweise 
unterließ, unsere Artillerievorbereitung zu stören» und auch gegen unsere Infanterie 
nichts unternahm. Immerhin war die Gewinnung des Kleinen Mittagskofels ein 
positives Ergebnis. 
Die Aktion kostete sechs Tote und einige Verwundete, unter letzteren auch der 
Artilleriebeobachter. 
Besonderes Verdienst gebührt dem Führer der ersten Angrifssstaffel, Lt. v. Mir- 
koviö, dem für fein beharrliches Standhalten am 16. Juni wie auch für feine 
früheren und späteren Leistungen (21. bis 28. Juli) die bronzene MBM. verliehen 
wurde; weiters dem Oblt. i. d. R. Thaller, besten Eingreifen es zu danken war, 
daß die wichtigsten Punkte in Eigenbesitz gelangten, und der den Angriff im 
richtigen Augenblicke stoppte, als er erkennen mußte, daß nur unter großen Blut¬ 
verlusten ein zweifelhafter Erfolg winkte. Oblt. i. d. R. Alois Thaller wurde mit 
dem MBK. 3. Kl. ausgezeichnet. 
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