Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

in der Truppen aller Länder der Donaumonarchie in ruhmvollen Kämpfen zwei¬ 
einhalb Jahre lang einem stets überlegenen Feinde das Vordringen verwehrten K 
Außer dem vom Balkan kommenden Kraftausgebote standen je zwei Landsturm¬ 
divisionen für die Verteidigung Tirols und des Küstenlandes zur Verfügung, eine 
fünfte Landsturmdivision in Kärnten sollte die Verbindung zwischen Tirol und 
Kärnten Herstellen. 
Es waren also rund 14 Divisionen, die aus der 600 km langen Front sich gegen 
ein mit modernen Kriegsmitteln reichlich ausgestattetes, eroberungslustiges Heer 
mit seiner zweieinhalbfachen Übermacht zur Wehr setzen mußten. 
Die öst.-ung. Heeresleitung traf anfangs Mai Anordnungen zur Verlegung der 
X. Marschbataillone des Heeres und der IX. der österreichischen Landwehr aus 
den Militärkommandobereichen Graz und Innsbruck als selbständige, feldver¬ 
wendungsfähige Einheiten und gegen Mitte Mai auch zum Abtransporte der 57. ID. 
vom Balkankriegsschauplatze an die Südwestfront. 
Unmittelbar vor Beginn des Krieges gegen Italien gingen vom serbischen Kriegs¬ 
schauplätze das XV. Korps, G. d. I. Fox, in den Raum von Tolmein, das XVI. Korps, 
FZM. Wurm, in das Becken von Görz ab. Das VII. Korps, Erzherzog Joseph, und 
die 59. GbBrig. waren vom nördlichen Kriegsschauplätze im Anrollen. Trafen die 
ersten Staffeln dieser Heeresteile auch am Tage nach der italienischen Kriegs¬ 
erklärung ein, so zog sich ihre gänzliche Versammlung bis in die Iunitage hin. 
So war es zunächst dem dünnen Grenzschutzschleier vorbehalten, dem Feinde an 
der gewählten „Isonzoabwehrfront" zu widerstehen und sein Vordringen zu ver¬ 
zögern — an einer Verteidigungslinie, die durchschnittlich kaum zehn Kilometer von 
der Grenze entfernt verlief und mangels ausreichender Mittel nur auf das not¬ 
dürftigste ausgestaltet war. Wer konnte dazumal ahnen, daß diese nur die offen¬ 
sichtlichen Merkmale eines kurzfristigen Provisoriums tragende Verteidigungslinie 
zu einer späterhin jahrelang heiß umstrittenen „Kampffront" von Massenheeren 
aufrücken sollte? 
Dieser vom Krn bis zum Meere reichenden, etwa 80 kiu breiten nachmaligen 
Isonzofront drohte die größte Gefahr, öffnete sich doch dort der einzige Raum 
längs der Gesamtgrenze, in welchem geschlossene Heeresmassen in Bewegung gesetzt 
werden konnten. Das heißbegehrte Triest lag grifsnahe hinter dieser weiten Ein¬ 
sallspforte, und von Triest öffneten sich die gangbarsten Wege in der Richtung auf 
Wien und Budapest. Dorthin mußten demnach die stärksten mobilen Heereskräfte 
geworfen werden, die im Vereine mit den küstenländischen Landsturmtruppen das 
große Einfallstor vor Bedrängnis zu schützen hatten. Einem in den Kämpfen gegen 
Rußland bewährten, keine Rücksichten kennenden, zähen General wurden sie 
anvertraut: am 27. Mai übernahm G. d. I. v. Boroeviö in Laibach das Kommando 
der neuaufgestellten 5. Armee, das später nach Adelsberg vorverlegt wurde. 
Tirol, das für die Italiener immer nur als Nebenkriegsschauplatz in Betracht 
kommen konnte, mußte einer Umklammerung durch den Feind gewärtig sein. In 
heiliger Begeisterung, getreu der Tradition ihrer Vorfahren von 1809, strömten 
Jünglinge und Greise, Schwächlinge und Krüppel aus den entferntesten Tälern, 
aus den höchstgelegenen Bauernhöfen herbei, um die heimatliche Scholle verteidigen 
zu helfen. Der Begriff „Volk in Not" trat in jenen Tagen in erhabenster Art in 
1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, II., 296. 
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