Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

eingeschoben, mit der schon um 10.30 Uhr nachts bei der Mühle nächst der Tal¬ 
kote 214 an der Straße erstmalig in Verbindung getreten worden war. 
Die herrschende Finsternis vereitelte jedwede Angabe von Direktionen. Ein 
fortwährendes Verschieben der Angriffszüge war die unausbleibliche Folge. 
2.30 Uhr früh war es geworden, als die Kompagnien der ersten Linie, vom 
Feinde unbemerkt, sich am Nordwestrande von Michaleze zum Vorbrechen beider¬ 
seits des nach Kolanki führenden Fahrweges bereitmachten. Der im Bereiche des 
Ortsfriedhofes harrenden Kompagnie Oblt. Perleß, der sich ein abgekommener 
Zug der 10. Komp, angeschlossen hatte, war die Führung längs dieser Leitlinie 
übertragen. 
Links im Anschlüsse hielten sich die aus der Bitkastellung vorgerückte 16. und 
13./47. Komp, angriffsbereit, während die linke Flllgelkompagnie des Bataillons 
Lunzer in der Grabenfront nördlich von Bilka verbleiben sollte. 
Das durch Gewinnung von Michaleze frei gewordene III/47. Baon. stand seit 
11.30 Uhr nachts in Bilka als Reserve gesammelt. 
Um 3 Uhr morgens erhoben sich die Steirer von III/27 und IV/47 aus dem 
Gemäuer des Dorfes, um dem fünfzehn Minuten vorher eingelangten telephonischen 
Appell ihres Brigadiers, GM. Schmid, Folge zu leisten, dessen Wille es war, beim 
Fahrwegkreuze halbwegs zwischen Michaleze-Kolanki in die Feindstellung einzu¬ 
brechen; der Erfolg des Tages hänge von dem Erfolge der Gruppe ab. 
Bisher hatte sich der Russe nicht gerührt. Kaum war aber ein etwa dreihundert 
Schritte breiter Geländestreisen durchschritten, trat der wache Russe auf den Plan. 
Ein dichter Schwarm von Stahlbienen schwirrt den Steirern entgegen, deren Front¬ 
gruppe sich in den Ackerboden einzugraben beginnt. Im Walde rechts wird es 
lebendig. Der Moskowiter fegt einen Feuerhagel herüber. Oblt. Perleß, wie immer 
in höchster Aktivität, holt feine Reserve aus dem Friedhose Heran, läßt sie gegen 
den feuersprllhenden Waldrand ausholen, ruft die unweit eines Obstgartens 
liegende Reservekompagnie Klimann mit der MGA. ll zur Hilfe aus. In diesem 
Augenblicke meldet sich die russische Artillerie zum Wort. Grobschlächtiges Schwer- 
feuer fällt in den Angriffsraum. Schrapnell- und Staubwolken hüllen die schwer 
ringenden Streiter ein. Sie versuchen den Angriff vorwärts zu tragen. Da fährt 
übermächtiges Schrapnellfeuer vom Dniesternordufer in Flanke und Rücken des 
Angreifers. 
Diesem von vorne, aus Flanke und Rücken hereinschlagenden Feuerwirbel ver¬ 
suchen die 27er eine Zeitlang noch standzuhalten, bis das Gefühl der Ohnmacht die 
Braven beschleicht. Der Dniesterflügel beginnt abzubröckeln. Mit Ausnahme eines 
schon in der Ackererde verankerten Zuges der 11. Komp, sucht die rechte Flügel¬ 
gruppe Schutz im Friedhofe. Kaum eingetroffen, macht das dorthin konzentrierte 
Granatfeuer jedes Verbleiben unmöglich. Weiter zurück geht es in den hinter dem 
Friedhofe gelegenen Obstgarten. Hier hieß es sich eingraben. Aber schon speien die 
feindlichen Rückenbatterien neues Unheil. Oblt. Perleß, die Lage überblickend, ruft 
zur Vermeidung ganz unnützer Blutverluste die rechte Flügelgruppe in den Ort 
zurück, was um so nötiger erschien, als die Bataillonsreserve Oblt. Klimann rechts 
von ihm der unhaltbaren Lage gegenüber bereits zurückgeschwenkt war. Bei der 
Ortskirche von Michaleze beschließen beide, ihre Abteilungen weiter rückwärts am 
Südrande des Ortes zu sammeln. Einen Halbzug der 11. Komp, beläßt Oblt. Perleß 
noch als Schutzschirm vorne. 
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