Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

4.2. Kurz nach 11 Uhr nachts des 4. Februar brachen die Russen in Mezölaborcz ein. 
Die Kraft der dortorts kämpfenden Truppen war schließlich unter der Überspannung 
der an sie gestellten Forderungen zerbrochen. 
Aber auch im eigenen Bereiche tobte an diesem Tage der russische Artilleriesturm. 
Auch über den rückwärtigen Räumen, besonders über das frontnahe Biharö, platzten 
Schrapnells. Heftiges Kampfgetöse scholl vornehmlich aus dem Abschnitte der Grazer 
Landwehrdivision. Seit den frühen Morgenstunden wütete dort ein heißer Kampf. 
Drohend stiegen auch für den rechten Regimentsflügel Gefahren auf. Die Russen 
gingen den vom Grazer LIR. 3 verteidigten Kastelik vrch, einen breit gewölbten, 
waldbedeckten, 650 m hohen Bergklotz knapp östlich der von OLenna über 
Alsöpagony nach Zborö führenden Chaussee mit sibirischen Truppen an. Bon den 
Stellungen des Regimentes aus konnte man den in der rechten Flanke liegenden 
Waldberg wahrnehmen, dessen mit hochstämmigem Buchenbestande bewachsener 
Nordosthang steil gegen das Miroffovectal (Hutäs) abfällt, hingegen die gerodete 
Westflanke des Berges sich sanfter gegen das Ondavatal (Miklüsvölgye) senkt. 
Ein wütender Schneesturm, der in der unheilschwangeren, eisigen Winternacht 
auf den 4. Februar die waldumgürteten Berghöhen umtobte, die Täler durchbrauste, 
war den wetterharten Sibiriaken der 48. russischen Schützendivision kein Hemmnis 
ihres wagemutigen Generalangriffes aus den ersehnten Berg. In Schnee ver¬ 
sinkende Angrifsskolonnen brechen von Alsöpagony in Hausen, Rudeln, in immer 
dichter werdenden Wellen gegen die von den LIR. 3 und 4 verteidigte Tal¬ 
sperre vor, erklimmen später von Hutäs aus die steilen Nordosthänge, brechen 
im Feuer flankierender Maschinengewehre zusammen. Aber die ungemessene Flut 
wälzt sich trotz heldenmütiger Abwehr heran, überschwemmt zum Teil die noch 
unfertigen Gräben der ingrimmig im würgenden Handgemenge sich wehrenden 
Landwehr. Weithin schallendes „Uurra"-GebrüII der Sibirier dringt um 6.30 Uhr 
morgens von der Höhe des Kastelik vrch hernieder bis zu den 27ern. Die ganze 
Schlüsselstellung in deren rechter Flanke schien verloren. Da werfen sich 3er-Schützen, 
von Kameraden der LIR. 26 und 27 tapferst unterstützt, im Gegenstöße den 
Sibiriaken entgegen. Im zweistündigen Handgemenge, Brust an Brust, ein Knäuel 
ineinander verbissener Streiter, wird der wildumtobte Waldberg zurückerobert und 
bleibt restlos im eigenen Besitze: ein dramatisches Kapitel heldensinnigen Opfer¬ 
mutes! Furchtbar waren die Verluste des Angreifers, dessen letzte Sturmtruppen 
bei einbrechender Dunkelheit im Sperrfeuer ihrer eigenen Geschütze über das in 
Flammen stehende Alsöpagony und Hutäs wieder wichen. Schwer war aber auch 
das Blutopfer der heldenmütigen Verteidiger, besonders des Grazer LIR. 3, das 
sechzig Prozent seines Feuergewehrstandes einbüßte. 
An IR. 27 erging der Hilferuf um Unterstützung des Nachbarabschnittes, über 
Weisung des 56. JBrigKmdos. setzten sich ab 5 Uhr nachmittags das halbe III. Baon. 
und eine Kompagnie des II. Baons. unter Mjr. Siegl in Marsch, über Borökas wird 
nach Überquerung der Chaussee Miklüsvölgye im Tale der Ondava erreicht. Das 
schwerste Wegstück gilt es noch zu bezwingen. In der bitterkalten Nacht geht es den 
vereisten Steilhang zur Höhe des Kastelik vrch hinan. Mühselig aufwärtssteigend, 
wieder abrutschend auf dem „verfluachten" Wege, über den sich da und dort manch 
S. 2. derbsteirischer Fluch entlädt, wird von den letzten um 2 Uhr morgens des 5. Februar 
die Kammlinie erklommen. Schweißgebadet richten sich die 27er in alten Stel¬ 
lungen als Rückhalt ein, verbringen dort den 5. und die Nacht auf den 6. Februar. 
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