Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Russen vor diesem Feuerwirbel. Die massige Linie ist zusammengebrochen. Schreien 
und Jammern mischt sich in den tobenden Lärm der irrsinnig gewordenen Gewehre. 
Im Abschnitte des IV. Halbbaons. war es dem Russen gelungen, in die Front 
der 14. Komp, einzubrechen. Im nächsten Augenblicke flog er hinaus. Gefangene 
werden eingebracht. 
Aber der zähe Russe wirft eine neue Angriffswelle in den Kampf. Sie wogt 
heran — besonders gegen den Brechungspunkt der Front im Abschnitte des II. Halb¬ 
baons. —, bricht aber im disziplinierten Zielfeuer der Belgier erbarmungslos und 
verlustreich zusammen. Die Eigenverluste sind gering. 
Nicht vergeblich hatte Boroeviö von Kaschau aus, wohin er am 19. November 
sein Hauptquartier verlegt hatte, an den Opfermut der braven Kämpfer appelliert. 
Besonders ausgezeichnet wurden: mit der bronzenen MBM. Hptm. Leopold 
Steinmetz und Lt. i. d. R. Zechner; mit der silb. TM. 1. Kl. Stabsfeldw. Johann 
Holzer und Zgf. tit. Feldw. Josef Manninger, beide der 16. Komp., Zgs. August 
Reich! der 6. Komp.; mit der silb. TM. 2. Kl. Zgf. Johann Berger der 12. Komp., 
Zgf. Viktor Tasch, Gft. Alois Schaszahl, Inf. Johann Stadlober, alle drei der 
16. Komp., und Inf. Konrad Pfeifer der 13. Komp.; die bronzene TM. Korp. Franz 
Schieber und Korp. (Blessiertenträger) Wilhelm Zepf der 1. Komp. 
Allen 27ern dankt ihr Führer, Obst. v. Lustig, für die hervorragende, schneidige 
Haltung im nachmittägigen Gefechte, nach dessen Abschlüsse der Abgeordnete des 
steirischen Landtages Neunteufel beim Standorte des Regimentskmdos. dem Grazer 
Hausregimente die Grüße der steirischen Heimat überbrachte, die ihre Helden auch 
mit reichlichen Liebesgaben bedachte. 
Auch vor den unter heftigem Artilleriefeuer liegenden Stellungen der 47er 
werden alle Angriffe blutig abgewiesen. Der Russe griff auch die Sattelhöhe von 
Obrubane an. Es gelang ihm, die kleine Kuppe 455 zu nehmen. Der hierauf ein¬ 
setzende, von den 47ern durch Feuer unterstützte Gegenangriff von Teilen der 
17. ID. vermochte nicht durchzudringen. Zu geschwächt war die Angriffskraft der 
ungarischen, hart mitgenommenen Verbände. Doch konnte sich dank der eisernen 
Standfestigkeit der 27er und 47er das nunmehr an Stelle des erkrankten FML. Fail- 
Grießler von Erzherzog Josef geführte VII. Korps noch behaupten. Ebenso erwehrte 
sich die 22. LID. mit dem ihr zu Hilfe gesandten Kärntner IR. 7 in heldenmütigem 
Abwehrkampse der weiteren Anstürme des Vlll. Russenkorps. 
Ausschlaggebend für die Gesamtlage war es jedoch, daß es den Russen abends 
gelang, dem VII. Korps die Hlimcehöhe zu entreißen und bei Rosköcz vorzudringen. 
Nun war aber die 3. Armee nahe dem Erlahmen. Durch Entbehrungen aller Art geschwächt, 
standen die erschöpften und heimgesuchten Divisionen in lockeren Schwarmlinien im ver¬ 
schneiten Waldgebirge und konnten sich der russischen Angriffe nur mehr mit Mühe erwehren. 
Es fehlte der Truppe noch an der Winterausrüstung; der Schießbedarf und die Verpflegung 
konnten im Berglande nur unter den unsäglichsten Mühen herbeigeschafft werden; bei der 
spärlichen Besiedlung des Landes mußten die Regimenter selbst in den kargen Zeiten der 
Ruhe bei grimmiger Kälte oftmals im Freien übernachten. Gewaltig war der neuerliche 
Abgang durch blutige Verluste, Erfrierungen und andere Krankheiten. Von den Divisionen 
des III. Korps zählten die 6. ID. 5700, die 22. LID. 3800 und die 28. ID. 5500 Gewehre. 
Noch schlechter lagen die Verhältnisse beim VII. Korps. Die 20. HJD. und die 17. ID. hatten 
zusammen einen Gefechtsstand von etwa 7000 Gewehren, und noch größer war der Schwund 
an Streitern bei den übrigen Verbänden. Beim IX. Korps waren bedenkliche Erscheinungen 
zutage getreten. Unter dem Einfluß der aus tschechischem Gebiet von den Marschformationen 
mitgebrachten politischen Ideen wuchs die Zahl jener, deren geistige Selbstzucht den ungeheuren 
Forderungen des winterlichen Gebirgskrieges nicht mehr standhielt und die sich durch Ge¬ 
fangengabe der furchtbaren Prüfung zu entziehen suchten. Unter solchen Bedingungen ver¬ 
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