Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Der nächste Vorstoß der sibirischen Schützen, die durch den Angriff über die steil- 
wandige Schlucht in Unordnung geraten sind, trifft aus die geschlossene Abwehrfront 
der Steirer, deren Feuersächer den aufwärts keuchenden Angreifer in die Schlucht 
hinunterfegt. Die Krisis ist überwunden! Steirische Schlagkraft und Geistesgegen¬ 
wart retten die verteufelte Situation. 
Besonders Korp. August Stuhlpfarrer der 13. Komp, ist dem Russen scharf auf 
der Ferse. Da fegt der Feuerstrahl eines russischen Maschinengewehrs aus der 
Flanke herein. Es sind nur zwanzig Schritte. Im Sturmlaus geht es, gemeinsam 
mit Ins. Johann Großegger der 13. Komp., auf den gefährlichen Störenfried los. 
Die russische Bedienungsmannschaft, von solchem wütenden Anstürme überrascht, 
flüchtet eilends, vom Feuer verfolgt. Die goldene TM. ist für Korp. Stuhlpfarrer, 
die silb. TM. 1. Kl. für Inf. Großegger verdienter Lohn für ihre geistesgegen¬ 
wärtige schneidige Tat. 
Auch Korp. Josef Moitzi verdient sich am 20. November die silb. TM. 1. Kl. 
durch sein beispielgebendes, mitreißendes Verhalten. Zwei Tage später wird der 
Tapfere schwer verwundet. 
Mittlerweile berennt der Russe die in der Front zäh haltende 14. und 16. Komp. 
Auch hier ist die Lage eine fast verzweifelte: die zwölfgradige Kälte hatte die 
braven Steirer fast erstarrt; die Gewehre der MGA. I mit ihren durch den Frost 
zersprengten Wasserjacken bleiben stumm. Trotzdem werfen die beiden Kompagnien 
den ersten Russenansturm zurück. Die Kompagniekommandanten — Lt. Umlauft 
der 14., Lt. i. d. R. Walter der 16. Komp. —, herrlich unterstützt von ihren ver¬ 
wegenen, kampferprobten Unteroffizieren und todesverachtenden Mannschaften, 
wetteifern untereinander in der drängenden Not des Abwehrkampfes. Aber die 
Sibirier — Elitetruppen — lassen nicht locker. Zum zweitenmal gehen sie los, 
brechen stellenweise in die Front der 16. Komp. ein. Es kommt zum Handgemenge. 
Doch die Steirer sind aus ihrer Erstarrung längst aufgetaut. Die umgedrehten Ge¬ 
wehre werden in den harten Fäusten zu Dreschflegeln, die todsicher aus die Sibirier- 
schädel niedersausen. Der Russe wankt, weicht. Mancher unserer Braven hat zum 
letztenmal gekämpft. Ein herber Verlust drückt besonders schwer: Lt. Umlauft, der 
Führer der kampfharten 14., der seine Getreuen persönlich zum Gegenstöße führte, 
fällt. Ein tückisches Geschoß durchbohrt Herz und Lunge dieses jungen, hoffnungs- 
sreudigen Offiziers. 
Die Zähigkeit des Russen kennt keine Grenzen: zum drittenmal rollt eine 
Angriffswelle heran. Aber die Kurbel hat ihre Schwungkraft eingebüßt. Mattigkeit 
hat auch diese eisernen, ebenbürtigen Kämpfer erfaßt. So fällt es den 27ern nicht 
allzu schwer, dem letzten Angriffe das Schicksal der früheren zu setzen. 
Hier sind es vornehmlich die drei Zgf. der 14. Komp., Walter Langmann, 
Friedrich Schneider und Peter Haberl, deren vorbildliche Einwirkung die Krise 
überwinden hilft (silb. TM. 2. Kl.). 
Auch in den Nachbarabschnitten des Mjr. Paternos und Obstlt. Hofer (I und 
III/47) tobte wilder Kampflärm. Hier wehrte in der Zeit zwischen 12 und 1 Uhr 
mittags die standhafte 3. Komp., Hptm. äevkoviö, zwei schwere russische Angriffe 
im Vereine mit Abteilungen des IR. 101 und des ung. Lstbaons. 23 kaltblütig und 
erfolgreich ab. Der Russe büßte zirka 100 Gefangene ein. 
162
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.