Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

zogener Gruppierung im Walde beginnt um zirka 11 Uhr vormittags die Angriffs¬ 
bewegung: die 9. und links von ihr die 11. Komp, in Feuerlinie, an sie an den 
Außenflügeln angehängt die 10. und 12., gefolgt von den drei in gleicher Höhe 
vorrückenden Kompagnien des II. Baons., das nunmehr Hptm. Gobiet führt, 
inmitten die GMA. II. Als letzte folgen die Regimentspioniere. 
Im Anschlüsse rechts greift Hptm. Degelmann mit seinen drei 87er-Kompagnien 
an, mit denen Zgf. Vinzenz Gruber der 10./27. Komp, im unübersichtlichen Wald¬ 
gebiete die Verbindung hergestellt hatte, wobei er verwundet wurde. Dieser Unter¬ 
offizier hatte sich schon am Vortage, bis zum Bauche im Sumpfe watend, für die 
gleiche Aufgabe zur Verfügung gestellt Mb. TM. 2. Kl.). 
Ohne Artillerieunterstützung — von einer dem Jnfanterieangriffe voraus¬ 
gehenden artilleristischen Vorbereitung überhaupt nicht zu reden — lastete auch 
am 20. die ganze Bürde auf den Schultern der Infanterie. Wie am Vortage brechen 
sich die Steirersöhne durch Unterholz und Gestrüpp Bahn. In den ersten Nachmit¬ 
tagsstunden kommen die ersten Linien ins Feuer. Aus der SUdsront der Russen 
über die Rachel herüber setzt ein turbulentes Maschinengewehr- und Infanteriefeuer 
ein. Und die verfluchte Flanke meldet sich augenblicklich. Es ist wie am Vortage: 
das aus der Ostflanke tobende Russenseuer drückt alles zu Boden, macht einen 
Angriff in nördlicher oder nordöstlicher Richtung zur Illusion. Auch höheren Orts 
war die Einsicht durchgedrungen, sich mit der Erreichung des Südrandes der Teufels¬ 
rachel zu bescheiden. 
Die Gruppe Obstlt. Scotts verbrachte die Nacht in der bezwungenen Linie. 
Russische Feuerüberfälle aus der Front und Flanke ließen die schwermüden 
Kämpfer zu keiner Ruhe kommen. 
Hatte der Armeekommandant am 20. die schon erwähnte charakteristische Ordre 
erlassen, nur mehr dort anzugreifen, wo auch ohne erhebliche Artillerieunterstützung 
ein Erfolg erwartet werden konnte, so schien die Führung im Kampfabschnitte bei 
Felsztyn, trotz der in den beiden vorhergegangenen Kampftagen gemachten 
Erfahrungen, mit einem Gelingen des von der Artillerie kaum unterstützten 
Infanterieangriffes zu rechnen. 
Denn am 21. Oktober sollte um 9 Uhr vormittags der entscheidende Infanterie- 21.10. 
angriff seinen Anfang nehmen, wozu GM. Fernengel auch das FIB. 7 und eine 
Honvedkompagnie zugewiesen erhielt. Dem Angriffe hatte eine eineinhalbstündige 
Artillerievorbereitung voranzugehen. Der dichte Bodennebel, der jedwede Beob¬ 
achtung ausschloß, ließ die Artillerie schweigen. Es war aber bereits nicht nur jedem 
Unterführer, sondern jedem einfachen Manne klar, daß hier ohne ausreichendes 
Artillerievorbereitungsfeuer jeder Infanterieangriff nicht zum Ziele führen könne. 
Trotz dieser vom GM. Fernengel an FML. v. CsanLdy gemeldeten Bedenken 
erging von diesem um 7 Uhr früh der Befehl, „den Jnfanterieangrifs um 9 Uhr 
vormittags ohne Rücksicht auf die Artillerievorbereitung durchzuführen". Kurz vor 
9 Uhr vormittags wird der Angriff Uber Befehl des VII. Korpskmdos. vorläufig 
abgesagt, schließlich für 3 Uhr nachmittags angesetzt. 
Der Angriff hatte das gleiche Schicksal wie die früheren, mußte es haben. Wohl 
wurde er bis aus 200 bis 300 Schritte vom Feinde vorwärtsgetragen, aber ein 
überschreiten der „Mausfallenrachel" war für jeden, der die Lage mit eigenen 
Augen übersah, ein unsinniges Beginnen. Der Moskali hatte mit seinem ausge¬ 
sprochenen Instinkt die Rachel in seine Zickzackfront einbezogen. Er wußte ihre 
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