Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

gleichzeitig zum Sturm vorgegangen ist, konnte bisher nicht festgestellt werden. Von den 
hinter dem IR. 47 angesetzten Landsturmtruppen erhielt aber das IR. 47 sicher nicht die 
geringste Unterstützung. Hinter dem Regiment, in mehreren Linien bis auf 2000 Schritte vom 
Feind entfernt eingegraben, blieben diese Truppen den ganzen Tag untätig liegen. 
Tapfer und entschlossen drangen die 47er im Verein mit dem Kaiserjäger-Marschbataillon 
gegen Bojana vor, und es gelang ihnen auch, die erste feindliche Stellung zu nehmen. Der 
Mangel einer flankierenden Unterstützung von Norden her und der starke, in mehreren Linien 
eingenistete Feind brachen aber die Widerstandskraft dieser braven Truppen, und unter schweren 
Verlusten mußten die vorgedrungenen Abteilungen Bojana wieder räumen und sich vor dem 
Ort festsetzen." 
Um 11.15 vormittags erging vom 28. IDKmdo. die Weisung, den Gesamtangriss 
nicht weiterzuführen, sondern die erreichte Stellung zähe zu behaupten. 
Nachmittags ordnete ©. d. I. Boroevie in der Erkenntnis, daß weiteres frontales Anrennen 
zu keinem Erfolg mehr führen konnte, wohl aber die ohnehin schon unerträglich großen Ver¬ 
luste noch vermehren mußte, die Einstellung des Angriffes bis zum Fühlbarwerden der von 
der 2. Armee geführten Kämpfe an. G. d. I. Köveß ließ nun sein XII. Korps gleichfalls in die 
Abwehr fallen. So sank allmählich der Angriff wie eine nicht ausreichend genährte Flamme 
in sich zusammen1. 
Ein mittlerweile mitgelesener russischer Funkspruch hatte dem AOK. enthüllt, 
daß zwei russische Korps sich nahezu schon im Rücken der Armee Auffenberg 
befanden. 
Das Vorgehen der 2. und 3. Armee hatte keine weithin wirksame, durchschlagende Ent¬ 
scheidung gebracht, dagegen war der linke Flügel der 4. Armee schwer bedroht und die Gefahr 
geschaffen, daß der Durchstoß zweier russischer Korps die 4. Armee in eine katastrophale Lage 
bringen könnte, die auf die 3. und 2. Armee rückwirken und die Hauptmasse der k. u. k. Streit¬ 
kräfte von Westgalizien abdrängen würde. Bei diesem Stand der Dinge erübrigte nur ein 
rascher, ganzer Entschluß: Das Abbrechen der Schlacht und die Zurücknahme der Armee hinter 
den San2. 
Um 2 Uhr nachmittags rücken zwei aus dem I. und IV. Baon. des Regimentes 
kombinierte Kompagnien (450 Mann) unter Kommando des Mjr. Sigmundt auf 
Befehl des GM. Fernengel an den Nordrand des Powitenski Las. Sie sollten sich 
in den 47er-Abschnitt nördlich der Bahn verschieben. Da allein das Durchschreiten 
des offenen Geländes zwischen Waldrand und Bahn im ununterbrochen daher- 
segenden Feuerstrome schwere Opfer gekostet hätte, gedachte Mjr. Sigmundt die 
Nordverschiebung bei einbrechender Dunkelheit vorzunehmen. Es kam aber nicht 
mehr dazu. 
Denn das AOK. gab um 5.30 Uhr nachmittags den Rückzugsbefehl für das ganze 
öst.-ung. Nordheer aus. Unsere 1. Armee sollte an den unteren San zurückgehen, 
LeLajsk, Sieniawa und Iaroslau sichern, die 4. Armee sollte in den Sanabschnitt 
Iaroslau bis nördlich Przemysl, die 3. Armee nach Przemysl und in den Raum 
südlich Przemysl bis einschließlich NiLankowice weichen, die 2. Armee südlich im 
Raume Nowe Miasto—Dobromil—Biliez anschließen. In weiterer Folge war 
zunächst gedacht, dem Feinde in der Linie Iaroslau—Przemysl und südlich einen 
direkten Widerstand entgegenzusetzen, während die Hauptkräste unserer 1. und 
4. Armee hinter dem San zu einem Gegenstöße bereitgehalten werden sollten, um 
den Feind anzugreifen, sobald er den Unterlauf des Flusses überschreiten würde. 
1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, I., 307. 
2 Conrad, IV., 701. 
84
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.