Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

beraubt. Eine halbe Stunde später schritt das Regiment, in Unkenntnis des herben 
Verlustes, zum Angriffe auf Bojana. Es vermochte nicht durchzudringen. 
Das Werk „Österreich-Ungarns Letzter Krieg" urteilt über diesen Angriffs 
„Wie sehr auch glänzende Truppen nach den langen, schweren Kämpfen endlich einiger Zeit 
zum Atemholen bedürftig waren, erwies sich am 10. September beim III. Korps und bei der 
Gruppe GM. Goiginger, denen es am Nachmittag und am Abend trotz aller Anstrengungen 
versagt blieb, an der Straße Grodek—Lemberg und aus der blutgetränkten Kampfstätte von 
Mszana gegen das russische VII. und Teile des XII. Korps bedeutendere Erfolge zu erringen. 
Die ihnen beigegebenen zahlreichen Landsturm- und Marschbataillone boten den Linientruppen 
wenig Unterstützung, gaben aber zu mancher Verwirrung Anlaß und erhöhten die Verluste, 
die außerordentlich groß waren. So zählten die sechs Kaiserschützenbataillone Goigingers nur 
mehr den halben Stand, die Kompagnien des zur 28. ID. gehörenden IR. 47 statt 250 nur 
mehr 50 bis 60 Mann." 
„Der größte Nachteil" — ein Urteil des Obst. Max Frh. v. Pitreich * — „lag aber nicht im 
Widerstände des Feindes, sondern im Mangel an Einheitlichkeit unserer Angrifssaktionen. 
Nahezu überall wurde brigade- und gruppenweise vorgestürmt und zurückgegangen. Auf 
unseren breiten Angrifssfronten zersplitterte sich die Wirkung unserer Artillerie, niemals blieb 
Zeit für eine einheitliche und großangelegte Artilleriemassenwirkung, wie Angriffe gegen 
geschlossene Fronten dies erfordern. Immer waren die Angriffe sofort durchzuführen, immer 
waren die Nachbarn mitbeteiligt und keine Zwischenstelle hätte die Verantwortung für eine 
Verzögerung übernehmen können. Wenn auch die große Idee dahin ging, den Angriff vom 
südlichen Flügel aus geltend werden zu lasten, so brachten doch die zahlreichen Schwankungen 
auf den ausgedehnten Kampffronten auch die unausgesetzte Notwendigkeit zu Angriffen und 
Gegenangriffen in allen Abschnitten." 
Die Lage im Powitensti Las 
Im Bereiche des Powitenski Las, in dem — wie schon geschildert — im Laufe 
des 10. September das Regiment nahezu zur Gänze versammelt werden konnte, 
waren zwei Abschnitte gebildet worden. Im nördlichen Abschnitte, der noch außer¬ 
halb der Waldzone bis zur Eisenbahn reichte, standen im Befehlsbereiche des 
Mjr. Siegl außer dem Regiments und dessen I. Marschbaon. unter Hptm. Neustifter 
das FJB. 7, die stark geschwächten Bataillone Il/87 und II/LIR. 3, schließlich das 
sich an die Bahn anlehnende III./47. Baon. 
Die hart mitgenommenen Kompagnien des I. und III. Baons. des LIR. 26 
wurden frühmorgens aus der Front gezogen. Obst. Schönauer versammelte sie zirka 
7 Uhr früh in der Nordwestecke des Waldes und ließ drei Kompagnien formieren 
(Stärke 598 Mann und 3 MG.). Um 3.30 Uhr nachmittags rückten diese an den 
Ostrand des Waldes, in dessen Mitte sich eine Lücke in der Gesamtfront befand. 
Um 5 Uhr nachmittags wurde sie im Anschlüsse an eine Abteilung von Jäger 7 
besetzt. Südlich anschließend stand eine Marschkompagnie des IR. 86, dann das 
FJB. 20 im Südostteil des Powitenski Las. 
Die Bataillone l und Ill/87, an der Novdlistsre verharrend, durchquerten am 
Nachmittage den Wald und kamen als Reserve der 65. IBrig. in den Südostteil 
hinter FJB. 20. Die südlich der Gruppe Mjr. Siegl stehenden Truppen traten in 
den Befehlsbereich des Obst. Schönauer. 
So stand zur Zeit des nachmittägigen, nördlich der Bahn gegen Bojana— 
Mszana hinflutenden Angriffes das versammelte Regiment bereit, nach Einnahme 
der mit so viel Blut umkämpften Örtlichkeiten im Raume südlich der Bahn nach- 
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1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, L, 304. 
2 Pitreich, Lemberg, 110.
	        
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