Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Die allgemeine Lage 
Der 9. September, der zweite Schlachttag, hatte auch die übrigen Teile der 
Armeesront in schwere Kämpfe verwickelt. Im Bereiche des Hl. Korps war es der 
22. LID. geglückt, vormittags die umstrittene Höhe Trig. 315 Stawczany an sich 
zu reißen. An den anderen Teilen der Korpssront hielten Freund und Feind ein¬ 
ander die Waage, wobei der ungebrochene Opfermut der innerösterreichischen 
Regimenter durch das vorbildlich geleitete Abwehrfeuer der russischen Geschütz¬ 
massen wettgemacht wurde. 
Dem nördlich anschließenden XI. Korps war es nicht gegönnt, Rottenhan zu 
nehmen. Die 44. LID. war durch die vorangegangenen schweren Kämpfe bereits 
nahezu ausgeblutet. Die Masse des XI. Korps mühte sich wieder vergeblich, durch 
die Teichenge von Ianow vorzustoßen. 
Die südwärts der Armee Boroeviö kämpfende 2. Armee Böhm-Ermolli vermochte 
zwar am 9. ihre Angriffsziele nicht zu erreichen, aber der dem IV. Korps befchiedene 
namhafte Fortschritt zwang Brussilow, den Führer der 8. Armee, sein schwer 
bedrängtes südliches Korps hinter den Szczerekfluß zurückzunehmen. Der Hand¬ 
streich auf den in russischer Hand befindlichen Brückenkopf Mikolajöw war wohl 
ebenso mißlungen wie ein überfall aus Stryj. 
Dagegen gestaltete sich die Lage des Nordflügels des k. u. k. Nordheeres immer 
bedrohlicher. G. d. K. Dankl, der Führer der 1. Armee, sah sich um 4 Uhr nach¬ 
mittags des 9. September genötigt, seine Armee ins Höhengelände nördlich der 
Tanewniederung zurückzurufen. Zwischen der 1. Armee und dem Nordflügel der 
4. Armee des G. d. I. v. Auffenberg war eine nahezu drei Tagesmärsche breite, 
nur von schwachen Reiterkrästen beobachtete, klaffende Lücke aufgerissen, gegen die 
starke russische Kräfte im Vorgehen begriffen waren. 
Am Abende des 9. September war es unumstößliche Tatsache geworden, daß 
der Feind alles darangesetzt hatte, um seine Kräfte von der ursprünglichen Ost¬ 
front an seine Nordgruppe anzuschließen. 
Trotz des Weichens unserer 1. Armee blieb unser AOK. in Anbetracht eines am 
Südflügel vielleicht doch noch möglichen Erfolges bei dem Entschlüsse, mit der 
4., 3. und 2. Armee den Angriff in der allgemeinen Richtung Lemberg konzentrisch 
weiterzuführen. Alles hatte sich nun auf die Frage zugespitzt, ob ein Erfolg am 
Südslügel noch zu einer Zeit Wirklichkeit werden könnte, bevor die schwer 
bedrängte 1. Armee und die stark bedrohte 4. zum weiteren Rückzüge genötigt 
sein würden. 
Die oberste Heeresleitung ließ die Schlacht bei Rawa Rufka—Lemberg nicht 
abbrechen. In zwölfter Stunde gedachte sie den Erfolg an die österreichisch-unga¬ 
rischen Fahnen zu knüpfen. 
Demgemäß erging am 9. September abends der Befehl: „Konzentrischer Angriff 
gegen den im Raume Lemberg befindlichen Feind mit 2., 3. und Hauptteil der 
4. Armee. Linker Flügel der 4. Armee im Vereine mit der Gruppe Erzherzog 
Joseph Ferdinand hat diesem Angriffe Flanke und Rücken zu decken." 
Neuerlicher Angriff auf Bojana—Mszana 
Der um 8.15 Uhr vormittags des 10. September einlangende Befehl des 
56. IBrigKmdos. enthielt die Anordnungen der höheren Befehlsstellen für die Fort¬ 
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