Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

78 Der Feldzug im Osten vom 14. Nov. 1915 bis 31. Aug. 1916 
stürmte Infanterie heran, sagten Batterien nach vorn — Bothmers rechter 
Flügel war durchbrochen. Von Panik erfaßt flutete die Konveddivision 
zurück und glitt ihrer Führung völlig aus den Künden. Auch Oppeln wich. 
Gnilowody ging verloren, Kotuzow wurde preisgegeben. Flüchtlinge ent¬ 
eilten gen Podhajce. Am 6 Ahr fuhren russische Batterien bei Gnilowody, 
mehr als zwei Kilometer hinter den durchbrochenen Linien auf und beschossen 
! die Zugänge von Podhajce. Zwischen Kofmann und dem XIII. Korps 
war eine Lücke gerissen, in der der Russe reißend Boden gewann. 
Wiederum schien alles verloren, aber noch einmal raffte Bothmer alle 
Kraft zusammen und stemmte sich fest. Die in Podhajce lagernde Armee- 
reserve — ein paar einzelne Bataillone — wurde in die Lücke geworfen 
und versperrte dem Verfolger den Weg. Einbrechende Dunkelheit kam 
dem Verteidiger zu Kilfe. Der Russe überschätzte die Stärke des Gegners 
und beschloß, seine Verbände in der Nacht neu zu ordnen, um seinen Erfolg 
bei Tagesgrauen zu vollenden. Nahm er Podhajce, so war die Strypa- 
linie verloren. Doch als er am 16. Juni wieder angreifen wollte, hatte sich 
die Lücke geschlossen, und ehe er die dünne Linie sprengen konnte, traf ihn ein 
von Norden kommender Gegenangriff verheerend in die Flanke. Oppeln 
hatte nur wenige deutsche und österreichische Bataillone zu diesem Stoß 
vereinigen können, führte ihn aber so entschlossen durch, daß der Russe die 
Fassung verlor und entwich. Er gab Kotuzow und Gnilowody auf und ging 
eiligst gen Osten zurück. 
Fortan behauptete sich Bothmers Südflügel auf der Kügelflur von 
Gnilowody und Barycz, so heftig der Russe auch zwischen Burkanow und 
der Koropiecmündung anrannte. 
Auch der Nordflügel der Südarmee hatte sich gefestigt. Der umsichtige 
Boehm-Ermolli schied einige Bataillone aus, die bei Zborow als Reserve 
aufmarschierten und dem k. und k. IX. Korps Entlastung sicherten. Am 
16. Juni zwang Bothmer die Russen durch einen Gegenangriff bei Woro- 
bijowka sich selbst ihrer Kaut zu erwehren. Die Gefahr war beschworen, 
die Südarmee stand fest. 
Die allgemeine Lage am 16. Zum 1916 
Zwei Wochen waren seit der Eröffnung der russischen Offensive ver¬ 
strichen. Brussilow kündigte die Gefangennahme von 120 000 Mann an 
und führte 130 Geschütze und 260 Maschinengewehre als Beute heim. Was 
er selbst gelitten, entzieht sich der Berechnung, aber vor den Fronten Pu- 
Hallos, Boehm-Ermollis und Bothmers lagen ungezählte Tote. 
An ein Erlahmen der Russen war am 16. Juni noch nicht zu denken. 
Plan konnte kaum von einer Atempause sprechen, so kraftvoll fließen russische
	        
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