Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

76 Der Feldzug im Osten vom 14. Nov. 1915 bis 31. Aug. 1916 
nur noch 20 Kilometer östlich von Kolomea. Sich nach ihm richten, hieß 
für das k. und k. XIII. Korps und die diesem zugeteilte 2. Kavalleriedivision 
nichts anderes als Ausweichen auf Jezupol. 
Die 7. Armee war also im Auseinanderfallen. Sie klammerte sich nur 
noch an Czernowih, Kolomea und Jezupol und war nicht mehr fähig, dem 
Feind in gefestigter Front die Stirn zu bieten. Wich das XIII. Korps, 
dem Befehl entsprechend, über Nacht auf die Zlota Lipa und darüber hin¬ 
aus auf Ascie, Zielone und Jezupol, so hing Bothmers rechter Flügel aber¬ 
mals in der Luft. And war der Russe stark und beweglich genug, die Ver¬ 
folgung durchzuführen und mit geballten Kräften über B uczacz—Monaster- 
zysta gegen die Linie Laliez—Rohatyn vorzustoßen, so waren Bothmer 
und Boehm-Ermolli trotz siegreicher Abwehr am Sereth gezwungen, ihre 
Dauerstellungen preiszugeben und Lals über Kopf in der Richtung auf 
Lemberg abzuziehen. Dann öffnete sich der Armee Leschitzki das Dnjestr- 
tal bis Stryj und zum Gebiet der großen Erdölquellen. 
Da weder Conrad noch Falkenhayn in der Lage waren, eine neue Armee 
aus dem Boden zu stampfen, um solchem Anheil durch einen Gegenstoß mit 
weitgesteckten Zielen zu begegnen, hing von dem Festhalten Bothmers an 
der Strypa und der Verstopfung der bei Barysz aufgesprungenen Lücke 
mehr ab, als man sich im Hauptquartier Pflanzer-Baltins träumen ließ. 
Hier schaffte die Anterstellung des §. und k. XIII. Korps unter den 
Oberbefehl Bothmers mit einem Schlage Wandel. Als Bothmers Stabs¬ 
chef, Oberst v. Hemmer, am 12. Juni dem XIII. Korps den harten Befehl 
Übermittelte, den überstürzten Rückzug abzubrechen und auf dem linken 
Afer der Gnila Lipa wieder Front zu machen und den schon westwärts ab- 
geschobenen Troß des Korps wieder an sich zu ziehen, vollzog sich eine Wen- 
düng von strategischer Bedeutung. Pflanzer-B altins Befehl zum all- 
gemeinen Rückzug war durchkreuzt. 
Während das XIII. Korps willig an Bothmers rechtem Flüge! in den 
Kampf zurückkehrte, wurde die 7. Armee veranlaßt, sich bei Czernowih, 
Sniatyn, Zablotow und Lorodenka in Gruppen zum Widerstand zu ballen 
und den Vormarsch Leschitzkis tunlichst zu hemmen, bis in ihrem Rücken 
Verstärkungen eintrafen. Das erforderte Zeit, denn Deutsche und Öster¬ 
reicher mußten die Reserven von entlegenen Fronten herbeischaffen. Aber — 
sie kamen. 
Die Südarmee war nicht so glücklich auf Beistand rechnen zu können. 
Bothmers Gesuch um Verstärkung war von Falkenhayn abgeschlagen wor¬ 
den. Er hatte zunächst nichts mehr zu vergeben. Luzk und Kolomea schnappten 
wie gierige Äunde die Brocken, die die deutsche Heeresleitung nach Osten 
warf, im Fluge weg. 
Bothmer half sich selbst. Sein Befehl zum Standhalten durchdrang 
auch die ihm neu zugeteilten Divisionen Pflanzers mit frischem Mut. Das
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.