Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

674 Aus den Betrachtungen zur Kriegslage 
war, de Civrieux und andere aber offenbar verleitet hat, die sachlich be¬ 
gründeten Analysen des neutralen Kritikers falsch auszulegen und die Vor¬ 
aussage im vorliegenden Falle als Finte des Gegners zu betrachten und 
danach zu handeln. Selbst Gabriel Äanotaux gibt sich diesem Irrtum über 
meine Persönlichkeit hin und führt meine „Geschichte des Krieges" in seiner 
„Histoire Illustrée de la Guerre“ (Paris, Gounouilhou éditeur) nie an 
ohne zu bemerken, daß das Werk die Ansichten des deutschen Generalstabes 
wiedergebe. Beiläufig bemerkt, ist Lanotaux' große „Illustrierte Geschichte" 
eine unerschöpfliche Materialsammlung, da dem Verfasser das französische 
Kriegsarchiv offen sieht und er schon während der Kriegszeit in den Akten des- 
französischen Generalstabes blättern konnte. Leider ist es ihm nicht gelungen, 
sich dieser „Inspirationen" zur Schaffung eines fesselnden, kritischen, das 
Material sachgemäß verwertenden Geschichtswerkes zu bedienen. Das ist sehr 
zu bedauern, denn der hervorragende französische Historiker ist uns infolge¬ 
dessen viel schuldig geblieben. 
Ä. St. 
Sonntag, 24. März 1918 (Sonntagsausgabe). 
Die deutsche Offensive ist gestern von Vorkämpfen zu allgemeinen Kampf¬ 
handlungen vorgeschritten, die zunächst in zusammenhängender Front den Ab¬ 
schnitt zwischen der Oise und dem Sens-'ebach erfaßt haben. Zur Kennzeichnung 
dieses Abschnittes schrieben wir am 8. März: 
1 „Da die deutsche Leeresleitung über Lille, Douai und Cambrai verfügt und 
südlich anschließend das wichtige Cateau durch die Behauptung der Linie Cambrai— 
St. Quentin gedeckt sieht, hat sie in diesem Abschnitt nichts zu fürchten. Wir be¬ 
finden uns hier in dem Rückzugsgebiet Lindenburgs, das jetzt völlig von Engländern 
besetzt gehalten wird, die damit auch die Aufgabe übernommen haben, die Linie 
Arras—Bapaume—Psronne—Chaulnes zu decken. Eine in diesem Raume an- 
gesetzte deutsche Offensive hätte Albert und Amiens zum Ziel, wo die großen Stapel 
errichtet sind, deren Verlust die Engländer in Gefahr brächte, den Materiatkrieg 
zu verlieren, auf den ihre Armeen eingeschworen sind. Bricht eine deutsche Offen¬ 
sive zwischen Scarpe und Oise auf Amiens durch, so zerreißt sie die englisch-fran- 
zösische Front an der Nahtstelle und bedroht das unter dem strategischen Schutz 
der Engländer stehende Paris." 
In dieser Betrachtung waren Fernblicke aufgeschlagen, die sehr weitgreifende 
Operationen zur Voraussetzung haben und ideale Ziele aufstellen, über deren Er¬ 
reichung weiter nichts zu sagen ist, da es sich zunächst nicht um bestimmte geo- 
graphische Punkte, sondern um die lebendigen englischen Kräfte handelt, 
die vor denselben aufgepflanzt stehen. Es ist auch nicht gesagt, daß die Angriffe, 
die am 21. März nach einer verhältnismäßig kurzen artilleristischen Vorbereitung 
sichtbar geworden sind, schon auf Durchbrechung der englischen Linien angelegt 
waren; man muß vielmehr damit rechnen, daß eine deutsche Offensive, wie schon 
früher auseinandergesetzt, nicht am ersten Tage in vollem Amfang in die Erscheinung
	        
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