Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

662 Die Feldzüge im Westen und im Orient 
portugiesischer und französischer Truppen. Zn Kamerun schlugen sich deutsche 
Offiziere mit treuer Gefolgschaft monatelang im Busch und warfen den 
Feind wiederholt auf die Nordgrenze zurück; dann trat die Schutztruppe den 
Rüctzug an und entzog sich der Kapitulation durch den übertritt auf spanisches 
Gebiet. Zn Südwestafrika kam es zuerst zu glücklichen Ausfällen gegen die 
von Osten anrückenden südafrikanischen Truppen, dann umzingelte der Gegner 
die Deutschen zu Wasser und zu Lande, drängte sie in die wasserarme Steppe 
und zwang sie nach elfmonatelangem Kesseltreiben zur Übergabe. Deutschland 
hatte die Gelegenheit versäumt, den Krieg von Südwestafrika aus sofort in 
feindliches Gebiet zu tragen und den Burenaufstand zu unterstützen, den 
Christian de Wet angezettelt hatte. Die überwältigende Mehrheit der Buren 
trat auf Englands Seite, und kein anderer als Louis Both«, der einst in Berlin 
um Lilfe gefleht hatte, zwang Südwest am 9. Juli 1915 zur Übergabe. Die 
Deutschen waren nicht darauf bedacht gewesen, in Südwestafrika genügende 
Streitkräste berestzustellen, um das britische Weltreich an seiner Achillesferse 
zu verwunden. Bald darauf erschienen Burengenerale in Ostafrika im Felde, 
um die angloindischen Truppm herauszuhauen und den Widerstand der 
Deutschen zu Füßen des Kilimandscharo brechen zu helfen. Sie bissen arrf 
Granit. 
Die Deutschen führten in den Savannen Ostafrikas unter dem Ober¬ 
befehle des Generalmajors v. Lettow-Borbeck mit 3000 Weißen und 11 000 
Askari einen Tropenfeldzug, der zu den kühnsten, reizvollsten Erscheinungen 
des Weltkrieges gehört. Bon dcrÄeimat geschieden, nur selten durch Blockade- 
brecher mit Vorräten versehen, kämpfte Lettow-Borbeck unter Ausnützung 
der inneren Linien und des weiträumigen Naturlandes vier Jahre unbesiegt 
gegen insgesamt 300 000 Mann englisch-indischer, südafrikanischer, belgischer 
und portugiesischer Truppen und stand bis zuletzt unter wehender Flagge im 
Felde. Er schlug den weitüberlegenen Gegner am 4. November 1914 bei 
Tanga so, daß er sich wieder einschiffen mußte, warf ihn im Jahre 1915 bei 
Jassini im Nordosten der Kolonie, hielt ihn im Jahre 1915 in Kleinkämpfen 
hin, besiegte ihn am 11. März 1916 bei Reate im Gebiet des Kilimandscharo, 
wich vor konzentrsschem Angriff nach Süden und schlug die südafrikanische 
Äauptkolonne am 7. September 1916 am Rufiji und am 18. Oktober 1917 
nach viertägigem Kampf bei Mahiva. Er eroberte im Jahre 1917 das be¬ 
festigte Lager der Portugiesen bei Ngomano am Rowumafluß, brach sich 
im Sommer 1918 fechtend und wandernd durch Mozambique Bahn und 
stand am 12.November 1918mit 155Weißen, 1168 Askari und 3000 Trägern 
frei und unbezwungen in Britisch-Rodefia. Äier wurde die Schutztruppe von 
der Kunde ereilt, daß Deutschland mit seinen Feinden Waffenstillstand ge¬ 
schloffen habe. Lettow-Borbeck und seine Getreuen lebten der Überzeugung, 
daß Deutschland unbesiegt aus dem Weltkampf hervorgegangen sei. Als sie 
ins britssche Feldlager abrückten, um die Waffen niederzulegen und dort er»
	        
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