Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Der Einsturz der türkischen Front 
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Äre von der ruhig schreitenden deutschen Kerntruppe hinter sich hergezogen 
wurden, in den Berg-Enzen von ihren Rettern ab, überlieferte sie dem 
rücksichtslos drängenden Verfolger und verhürderte die Bildung einer starke!, 
Front am Tiberiassee. 
Als die Engländer am 24. September die Tiberiaslinie angriffen, war 
sie noch so gut wie unbewehrt. Kleine deutsche Posten vermochten sie nicht 
zu sichern. Lauptmann v. Keyserlingh hielt bei Samach einer englischen 
Kavalleriebrigade mit 170 Deutschen und 80 Türken stand, bis seine kleine 
Schar aufgerieben war. Liman gab den Versuch auf, Tiberias zu behaupten, 
und ging auf Damaskus zurück. Ant er dem Schutze der deutschen Bataillone, 
die in ungebrochener Laltung von Kuppe zu Kuppe und von Talflufe zu 
Talstufe wichen, eilten die aufgelösten türkischen Divisionen dem Libanon zu. 
Da man auch das aufrührerische, von bewaffneten Arabern überfüllte Damas¬ 
kus nicht halten konnte, suchte der Marschall nordwestlich von Damaskus 
eine neue Front zu bilden, um Aleppo und Adana, die strategischen Herz¬ 
kammern der asiatischen Türkei, zu verteidigen. 
Die Engländer folgten dem geschlagenen Feind auf dem Fuße. Vier 
Kavalleriedivisionen ritten an der Spitze und lasen überall waffenlose Ver¬ 
sprengte auf. An Oppens und Lamm erst eins Bajonetten prallten alle An¬ 
griffe ab. Die Bataillone Oppens erreichten am 26. September die Tiberias¬ 
linie. Sie zählten noch über 70 Prozent ihrer Gefechtsstärke und rückten 
ungeschlagen in Deraa ein. Am Abend wurden sie nach Rajak verladen. 
Lammersteins 146. Regiment marschierte völlig geordnet und geschlossen 
am Ende der Marschkolonnen der 4. Armee und erreichte am 26. September 
Ex Remte, 15 Kilometer südwestlich von Deraa. Eine dritte Abteilung, 
Deutsche und Österreicher, schlug sich an der Küste gen Norden durch und 
erreichte am 26. September Beirut. Die englischen Kavalleriedivisionen ließen 
von dm deutschen Nachhuten ab und wendeten sich gegen marschierende und 
erschöpft niedergesunkene türkische Kolonnen, ritten sie nieder und zersprengten 
am 30. September dicht vor Damaskus noch zwei haltlose Divisionen. Turm¬ 
hoch wogten die Staubwolken über der Rückzugsstraße des flüchtigen 
Leeres. 
Der Türke wollte nicht mehr kämpfen. Von Aleppo herangezogene 
Truppen lösten angesichts des Feindes die Verbände und warfen sich als 
Marodeure in die Libanontäler. Kein Araber schwor mehr zur türkischen 
Fahne. Flüchtend verließen die türkischen Beamten das aufständische Syrien. 
Vor Beirut erschienen französische Kreuzer. Da schwand sogar dieLoffnung, 
Rajak zu halten. Liman beschloß, auf Aleppo zurückzugehen, und gab die 
entsprechenden Befehle. MustaphaKemal undDschemal führten die Trümmer 
ihrer Armeen, darunter zahlreiche ungeordnete, nur noch auf Fahnenflucht 
bedachte Laufen, durch die geöffneten Reihen des Obersten v. Oppen und 
gewannen die Straße Loms—Aleppo. Oppen blieb bei Rajak stehen, bis 
Stegeirranns Geschichte des Krieges IV 40
	        
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