Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

624 Die Feldzüge im Westen und im Orient 
und Es Salt standhielten, gerieten in Gefahr, völlig von Norden abgedrängt 
und nach Osten in die Iordanwüste geworfen zu werden. Liman v. Sanders 
befahl daher den allgemeinen Rückzug nach Norden und sandte Depottruppen 
und Gendarmen unter deutscher Führung in die Engpässe des judäischen 
Lochlandes, um sie gegen die Reiter Allembys zu halten, die im Rücken 
Oppens und der 7. Armee erschienen und die Pässe aus der Flanke bedrohten. 
Grimmig kämpfend, Löhe um Löhe verteidigend, wich Oppen mit den Asien- 
korps, wich Mustapha Kemal-Pascha mit der 7. Armee auf Messudie. 
Im Küstenabschnitt fiel kein Schuß mehr. Am so furchtbarer hausten 
die englischen Flieger in den türkischen Kolonnen. Alle Wege und Engen 
lagen voll zerschmetterter Protzen, Fuhrwerke, Pferde, Maultiere und 
Menschen. Erst am Abend fanden d'e Türken Deckung und Ruhe vor 
den englischen Geschwadern. 
Anterdeffen war die behende australische Kavallerie mit Panzerwagen 
und Maschinengewehren weit gen Norden vorgeritten. Eine Brigade wandte 
sich mit drei Panzerwagen nach Osten und schlug sich vom Meere stracks ins 
Gebirge, um das Lauptquartier Nazareth zu überfallen. Araber führten die 
Reiter auf Saumpfaden über den Karst, stießen Limans Posten in der Nacht 
nieder und brachten die Brigade in der Frühe bis zu den Toren des Städt¬ 
chens. Die Australier pflanzten auf den Lügeln im Westen, Süden und Osten 
Maschinengewehre auf und drangen von Süden in die Gassen. Schwache 
Teile eines Depotregiments, deutsche Funker, Schreiber undMeldegänger und 
Limans Stab, das war alles, was dem Angriff entgegengeworfen werden 
konnte. Nach wirrem Gefecht gelang es dem Marschall, die Reiter von den 
Westhügeln zu vertreiben und zum Rückzug zu zwingen. Aber seines Bleibens 
war nicht mehr in Nazareth. Er eilte nach Tiberias und suchte m der Linie 
Deraa—Samach—Tiberias eine Ausnahmestellung einzurichten, um Damas¬ 
kus zu decken. 
Ein eigentümlicher Zufall wollte, daß auch der oberste Führer der 
Araber, Scherif Faisal, am 20. September mit Mühe einem Überfall ent¬ 
ging. Major Willmer, der Verteidiger der Ledschasbahn, hatte ihn in 
El Amtaje südöstlich von Deraa aufheben wollen, aber Faisal wurde von 
arabischen Spionen gewarnt und entrann dem Feind durch die Schnelligkeit 
seiner Pferde. 
Kämpfend wichen Oppen, Mustapha Kemal und der Führer der 4. Ar¬ 
mee, Dschemal-Pascha, von Nablus—El Sät auf Deraa—Samach. Die 
Deutschen deckten den Rückzug. Oberstleutnant v. Lammerstein blieb mit 
dem deutschen Infanterieregiment 146 als letzter am Feind um El Sät stehen 
und hielt den rechten Flügel des Verfolgers in Schach. Oppen, der schon 
von allen Seiten eingeschlossen war, wollte sich durch die Kavallerie Allembys 
nach Samach Bahn brechen, erhielt aber von Dschevad Befehl, über den 
Jordan auszuweichen. Der verhängnisvolle Befehl schnitt viele Tausende,
	        
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