Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Der Einsturz der türkischen Front 
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zwischen Meer und Gebirge aufgestellt und schlug die Linien des rechten 
Flügels der 8. Armee in Trümmer. Als der Tag graute, erschienen eng¬ 
lische Luftgeschwader über Tabor, Muchalid, Miste, Kalkilje, Et Tire, 
Nablus, Tulkern und Azzun und bewarfen die Stabsquartiere, die Fern- 
sprechleitungen und die Zeltlager der 7. und 8. Armee. Da Liman nur noch 
über fünf Flugzeuge und zwei Abwehrkanonen verfügte, waren die Türken 
den Bombenwürfen der Engländer wehrlos preisgegeben. Furchtbar war 
die Splitterwirkung der Geschosse im Karstgestein der judäischen Berge und 
in der Steinwüste des Tieflandes. Der Engländer griff die Küstenfront an. 
Das Hauptquartier Nazareth erhielt bereits um 7 Ahr in der Frühe keine 
Antwort mehr von Dschewad-Pascha, dem Führer der 8. Armee. Zwei 
Stunden später meldete Mustapha Kemal-Pascha, der Führer der 7. Armee, 
dem Marschall aus Nablus, Oberst v. Oppen berichte, daß die Front der 
8. Armee an der Küste durchbrochen worden sei und englische Kavallerie über 
Tabor und Miste nach Norden reite. Liman v. Sanders befahl Oppen 
rechts zu schwenken und in der Richtung von Kalkilje nach dem Küsten¬ 
abschnitt einzugreifen. Oppen war dem Befehl schon zuvorgekommen und 
sofort mit 3 Bataillonen und 2 Eskadronen gegen die rechte Flanke der 
Engländer vorgegangen. Kurz nach diesem Befehlsaustausch zerriß auch 
die Verbindung zwischen Nazareth und Nablus. 
Oberst v. Oppen kam zu spät, um die Katastrophe zu beschwören. Der 
rechte Flügel der 8. Armee war von schwerstem Trommelfeuer weggefegt 
worden und auseinandergelaufen. Als die englisch-indische Infanterie zum 
Sturm vorging, stieß sie nur noch auf zerstreute Trümmer, die sich in Scharen 
gefangen gaben. Die ganze türkische Artillerie blieb liegen. Allemby setzte 
sofort zwei Kavalleriedivisionen in den Sattel und sandte sie gen Norden, 
um den Durchbruch zur Amfassung zu gestalten. Die Reiter trafen meilen¬ 
weit nicht mehr auf Widerstand. Die 7. und die 20. türkische Division ver¬ 
schwanden unter den Lufen ihrer Pferde und wurden nicht mehr gesehen. 
Allembys Angriffssiügel schwenkte rechts und erschien schon um 7 Ahr auf 
den Äügeln von Et Tire. Vergeblich warf sich der deutsche Major Tiller 
dem Feind mit 1100 Gewehren der 46. türkischen Division entgegen, um 
den Anprall zum Stehen zu bringen. Die kleine Truppe wurde überrannt 
und ging unter deutschen Offizieren in Ehren fechtend zugrunde. Major 
Pfeiffer fand. Et Tire verteidigend, den Tod. 
Als der rechte Flügel zerstob, verlor auch die links anschließende 19. Di¬ 
vision den Last. Sie verließ ihre Stellungen, ohne angegriffen worden zu 
sein und entscharte sich in wilder Flucht. Da gab Oppen den Versuch auf, 
mit seiner Handvoll Deutscher das Schicksal zu wenden und trat den Rückzug 
aufMeffudie an, um die Ledschasbahn zu erreichen. Allemby fegte den ganzen 
Küstenabschnitt aus, übersiügelte die 7. Armee und erschien in der Mittags¬ 
stunde vor Kalkilje. Die 7. Armee und die 4. Armee, die noch um Nablus
	        
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