Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Der Einsturz der türkischen Front 
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und Griechen angegriffen und vom Doiransee in der Richtung auf Gradec— 
Rabrovo zurückgeworfen wurde. Griechische und französische Jäger rückten 
im Quellgebiet der Molgena vor, nahmen die Bergdörfer Tuchin und Nonte 
und scheuchten den Verteidiger gen Gradec. Das Wardartal stammte von 
Bränden, im bulgarischen Lager flogen die Munitionsstapel in die Lust, 
aufgelöst wälzte sich die Masse des bulgarischen Leeres gen Gradec, um 
die Straße nach Strumiha zu gewinnen. Im Cernatal trieb serbisch-fran- 
zösische Kavallerie den entscharten Gegner mit der Klinge gen Polosko. 
Am 20. September griff Franchet d'Espereys linker Flügel bei Mo- 
nastir an. Serben, Franzosen und Italiener drangen von drei Seiten gegen 
Prilep vor und fanden nur dort starken Widerstand, wo deutsche Kompagnien 
den Kampf mit Divisionen aufnahmen, um den Zusammenbruch aufzuhalten. 
Am 22. September erschien der Verfolger vor Negotin und warf die bul¬ 
garische Front endgültig auseinander. Alles, was noch zwischen dem Doiran¬ 
see und Negotin stand, war von Veles abgeschnitten und flüchtete über die 
Gradec Planina gen Strumiha, um die Grenze und das bulgarische Struma- 
tal zu erreichen. Der linke Flügel des bulgarischen Leeres siel ungeschlagen 
aus der Schlacht, und General Lukoff beeilte sich dem König zu melden, 
daß er umgangen sei und sich nicht mehr halten könne. Der rechte Flügel 
suchte im Bombenhagel alliierter Flieger über Prilep und den Babuna- 
paß gen Veles, Äsküb und Kumanovo zu entrinnen. Er bildete immer noch 
eine starke Masse, aber die deutschen Generale forderten umsonst Gehorsam 
und Rückkehr in die Schlacht. Alles flutete ab. Am 23. September erschienen 
die Serben in Krivolak und überschritten den Wardar. Am Tage darauf 
ritt französische Kavallerie in Prilep ein. Deutsche Jäger verteidigten Veles 
noch mit ihrem letzten Blut, als GeneralTodoroff aufBefehl der bulgarischen 
Regierung dem Sieger schon Kapitulation anbot. Von Ludendorff gesandte 
Lilfe kam zu spät, um Sofia zu halten und dem Feind die Tore Altserbiens 
zu verschließen. Zar Ferdinand verließ flüchtend Thron und Land und 
rettete dadurch seinem Sohne Boris die Krone. Die bulgarische Fassade 
war eingestürzt. 
Der Einsturz der türkischen Front 
Am dieselbe Zeit trafen in Spaa neue Liobsposten ein. Die deutsch¬ 
türkische Leeresgruppe Wldirim war in den Bergen Judäas umfaßt, ge¬ 
worfen und aus dem Feld geschlagen worden. Auch sie war nur noch eine 
strategische Fassade gewesen. 
Die türkische Kordonstellung, die Allemby im Frühling in zwei Schlachten 
vergeblich zu durchbrechen versucht hatte, war zwar im Sommer unerschüttert 
geblieben, aber kleine Kämpfe hatten gezeigt, daß die Türken keine Angriffs¬ 
lust mehr besaßen und in der Verteidigung lässig geworden waren. Der
	        
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