Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

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Der Zusammenbruch der bulgarischen Front 
Die Orientfront hatte noch wenige Wochen vorher unter dem Zeichen 
einer österreichischen Gegenoffensive gestanden. General v. Pflanzer-Baltin 
war in den ersten Augusttagen mit drei Divisionen zum Gegenangriff über¬ 
gegangen, hatte die italienischen Linien am 22. August zwischen Fieri und 
Berat durchbrochen und den Feind gegen Süden zurückgeworfen. Als 
Berat und Fieri in Pflanzers Land fielen, wichen die Franzosen von Devoli 
nach Süden und ließen die Österreicher im Besitz der Lohen zwischen der 
Bojusa und der Janica und der Kuppen des Tomorgebirges. 
Unterdessen rüstete Franchet d'Esperey zum entscheidenden Angriff 
bei Monastir, der gegen das Zentrum gerichtet war. Er folgte dem Feldzugs¬ 
plane seines Vorgängers Guillaumat. Die Alliierten waren über die Schwäche 
des bulgarischen Leeres unterrichtet und unterhielten in Sofia und im bul¬ 
garischen Lager Beziehungen, die ihnen gestatteten, den Angriff auf den Tag 
anzusetzen, an dem die Frucht zum Pflücken reif war. Das Ministerium 
Malinow wartete nur auf den Augenblick zu kapitulieren, und die bulgarischen 
Bäuerinnen, die seit sieben Jahren den Pflug zogen, warteten auf die Leim¬ 
kehr der Männer, um die Maisernte heimzubringen. Die bulgarische Bauern¬ 
armee, die ohne Mäntel, ohne Stiefel, karg verpflegt und des Krieges müde, 
in der Niederung von Monastir, auf den nackten 1700 Meter hohen Berg¬ 
kuppen südlich der Cerna, in den Gebirgsfalten des Doiransees und in der 
Strumaebene in verfallenen Gräben lag, war nicht mehr gesonnen, den 
Winter über sich ergehen zu lassen. Ihre Kraft war dahin und der Antrieb 
zum Krieg erloschen. Der Zahl nach waren die bulgarischen Streitkräfte 
noch ansehnlich genug, standen doch nicht weniger als 276 Bataillone zwischen 
dem Prespasee und der Küste des Ägäischen Meeres nördlich der Struma- 
mündung aufmarschiert. Dazu kam die drei Divisionen starke albanische 
Gruppe des Generals v. Pflanzer-Baltin, kamen drei deutsche Bataillone 
und einige deutsche Batterien und Flieger. Die Österreicher standen von 
der Adria bis südlich Elbasan und reichten der von General v. Steuben ge¬ 
führten 11. Armee am Prespasee die Land. In Steubens Armee waren 
nur das Armeekommando, die Korpskommandos Suren und Fleck und zwei 
Iägerbataillone deutschen Arsprungs, 131 Bataillone bestanden aus Bul¬ 
garen. Die Armee Steuben stand in einem Abschnitt von 150 Kilometern 
Breite vom Prespasee bis zur Moglena Planina eingegraben. Bon der 
Moglena Planina bis zum Doiransee stand die Armee Nerezoff, 58 bul¬ 
garische und ein deutsches Bataillon stark, und hütete das Wardartal. 
Zwischen dem Doiransee und dem Tachinosee focht die Armee Lukoff, die 
mit 42 Bataillonen die Strumalandschaft und die Strumaklamm vetteidigte, 
und zwischen dem Tachinosee und der Küste der Ägäis standen 45 Bataillone 
der Armee Petroff und hüteten Mazedoniens innere Flanke. Das Zentrum,
	        
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