Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Kämpfe bei St.Mihiel 
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Fuchs folgte dein Befehl und zog seine schweren Batterien aus der Front, 
schob aber Feldgeschütze in die Lücken, um den Gegner über die Schwächung 
seiner Linien zu täuschen. Als Pershing von seinem höher gelegenen Stand¬ 
ort gewahr wurde, daß der Deutsche sich ihm zu entwinden trachtete, be¬ 
schleunigte er die Vorbereitungen zum Angriff und gab in der Nacht auf 
den 12. September den Befehl zum Sturm. 
DasWetterglück zeigte sich auch in diesem Falle den Alliierten hold und 
hinderte die Deutschen, ihren Rückzug zu beschleunigen. Regengüsse zogen, 
vom Wind getrieben, über die Woövreebene, und die Maashöhen lagen in 
Nebel gehüllt. Knietief versanken die Ablösungen, die Fuchs von Thiaucourt 
gen St.Mihiel sandte, um die Räumung zu sichern; zurückgehende Batterien 
und abfahrende Kolonnen blieben im Woëvreschlamm zwischen St.Mihiel 
und Thiaucourt stecken und warteten bespannt und bemannt auf den grauenden 
Tag, um den Rückzug fortzusetzen. Da entlud sich plötzlich kurz nach Mitter¬ 
nacht ein furchtbares Kreuzfeuer schwerer und schwerster Geschütze über dem 
bedrohten Frontteil. Die Antwort der deutschen Feldgeschütze verhallte im 
Donner deramerikanischenundfranzösischenBatterien, und als der Amerikaner 
nach vierstündiger Beschießung in der ersten Morgenfrühe hinter bahn¬ 
brechenden Tankgeschwadern in dreschendem Regen zum Sturm vorging, 
traf er auf erschüttetten, im Augenblick der größten Schwäche überraschten 
Feind. Pershing stieß zugleich von den Maashöhen und von Süden gegen 
den Rupt de Mad vor und suchte den Salienten aus den Flanken abzu¬ 
quetschen, während französische Truppen in der Front gegen Chauvancourt 
vorgingen und die Betteidiger St. Mihiels, des Römerlagers und der Berg¬ 
wälder am Scheitel des Winkels fesselten. Der Tankangriff brach in die 
Südflanke ein und riß eine preußische Division um, der Angriff auf den 
Maashöhen entwurzelte die Österreicher, die dott die Nordsianke hüteten, 
und warf sie in die Niederung. In der Mittagsstunde lag der Keil voir 
St.Mihiel abgeknickt unter den Radbändern der amerikanischen Sturm¬ 
wagen. Es kam zu wildem, verzweifeltem Fechten. Bon hinten gefaßte 
Frontabschnitte wurden abgesprengt, steckengebliebene Batterien und Trains 
genommen. Zwei österreichische Divisionen, die General v. Metzger erst 
vor kurzem aus Italien herangefühtt hatte, deckten den Deutschen den 
Rücken. Sie verschossen ihre kärgliche Munition, um sich die unbesonnen 
stürmenden Bankees vom Leib zu halten, und opfetten starke Nachhuten 
im Kampf um Thiaucourt. In der Nacht auf den 13. September schloß 
Pershing die Zange. Es gelang ihm zwar nicht mehr, die Besatzung des 
abgebrochenen Salienten völlig zu zerdrücken, aber zahlreiche Gefangene 
und Geschütze blieben in seiner Land. Als die Amerikaner, von ihrem Er¬ 
folg getragen, zum Sturm auf die Michelstellung antraten und versuchten, 
von Norroy auf Pagny, von Jaulny auf Rembercoutt und von Laumont 
auf Chambley durchzubrechen, trat ihnen der Verteidiger wieder streitbar
	        
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