Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

600 Die Feldzüge im Westen und im Orient 
Die Gegenoffensive der Alliierten 
vom 8. August bis 15. September 1918 
Die Schwächen der Verteidigung 
Die deutsche Leeresleitung gab sich nach dem schweren Rückschlag im 
Marnebogen darüber Rechenschaft, daß die ganze Westfront einer Neu¬ 
ordnung bedurfte, und begrub den abgestorbenen Gedanken einer Lysoffensive, 
wollte aber noch nicht von der Absicht lassen, die Landlung früher oder 
später wieder an sich zu reißen. Sie rief daher die Schlachtreserven Rupp- 
rechts an die gefährdeten Frontabschnitte und ersuchte die Leeresgruppe 
Lerzog Albrecht, Angriffsentwürse vorzulegen. Eine vielgestaltige Eisen- 
bahnbewegung begann hinter den deutschen Linien, um der Amkehr der 
Lage gerecht zu werden. Von den im Osten stehenden Divisionen fanden 
freilich nur Bruchteile den Weg nach dem Westen. Man suchte immer 
noch Korn, Kohlen, Pferde und Erz aus der Akraine herauszuziehen, um 
dem wirtschaftlichen Zerfall zu steuern, der in Deutschland näher und 
näher rückte und in Österreich schon verheerend um sich griff, hoffte immer 
noch in Kurland und am Njemen strategisches Grenzland zu gewimren. 
Aus der Weisung Ludendorffs an Lerzog Albrecht, Angriffs entwürfe 
vorzulegen, sprach der feste Wille, sich dem Gegner nicht zu beugen, aber 
der Gedanke, in Lothringen oder in den Vogesen anzugreifen, war mehr auf 
Allssiucht als auf strategische Aushilfe gerichtet. Ein exzentrischer Angriff 
bei Blamont war nicht geeignet, General Foch zu beunruhigen und seine 
Kreise zu stören. 
Die Leeresleitung der Alliierten urteilte ernst und bedächtig über die 
Wendung des Kriegsglücks. Sie zollte dem Rückzugsmanöver der 1. und 
7. Armee und der plan- und sachgemäß durchgeführten beweglichen Abwehr¬ 
schlacht, die die Deutschen vom 19. Juli bis 3. August zwischen der Marne 
und der Vesle geliefert hatten, ihre Anerkennung in Gestalt schwerer blutiger 
Verluste, von denen besonders die schwarzen Truppen Frankreichs und die 
Amerikaner heimgesucht worden waren, und dachte nicht daran, alles auf 
einen Wurf zu setzen und sofort mit zusammengefaßten Kräften eine große 
Entscheidungsschlacht zu suchen. 
Foch versammelte die Oberbefehlshaber der Alliierten am 24. Juli um 
sich — also zur Zeit, da noch um Villemontoire und Oulchy-le-CHLteau 
gekämpft wurde — und machte sie mit seiner Absicht bekannt, die Angriffs¬ 
waffe nicht mehr aus der Land zu legen, aber sich nicht zwischen Reims 
und Compiègne und in der Champagne in einer festgeratenen Schlacht zu 
verbeißen, sondern nun an verschiedenen Stellen rasch aufeinanderfolgende 
Einzelschläge zu führen, um die deutschen Armeen in Anordnung zu bringen, 
Ludendorff die Verwendung der Reserven zu erschweren und ihm die Er-
	        
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