Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

586 Die Feldzüge im W este» und im Or ient 
zu stellen, gerade in diesem Falle nicht beachtet worden. Generaloberst 
v. Böhn trat trotzdem zuversichtlich an seine Aufgabe heran und ordnete die 
Korps Kathen, Wichura, Conta, Schmettow und Borne entschlossen zum 
Sturm auf die Linie Condê-en-Brie—Benteuil—Pourcy mit dem in der 
Ferne winkenden, stolzen Ziele Epernay. Auch Mudra und Einem, die die 
Champagnehügel und die Römerstraße zu überschreiten und die Straße 
Suippes—CHLlons zu gewinnen trachteten, ließen es an Eifer und Tat¬ 
kraft nicht fehlen. Am 14. Juli stand der letzte Kanonier am Geschütz und 
Division neben Division in den Ausgangsstellungen bereit. Die Schlacht 
konnte beginnen, sobald günstiger Wind wehte und der geplante Gasüberfall 
Gelingen versprach. Die Franzosen ordneten die Verteidigung Zug für 
Zug nach den deutschen Plänen. Am 7. Juli zeigte Gouraud seinen Truppen 
in einem Tagesbefehl an, daß der Feind in den nächsten Tagen zum An¬ 
griff schreiten werde, und am 14. Juli meldete Pétain dem Generalissimus, 
daß die Schlacht unmittelbar bevorstehe. Vom Schicksal gezeichnet gingen 
Deutschlands letzte Angriffsarmeen in ihre letzte Angriffsschlacht. 
Die zweite Schlacht an der Marne 
Am 16. Juli, kurz nach Mitternacht, eröffneten die deutschen Batterien 
das Feuer. Es erfaßte auf einen Schlag die Marneufer von Chateau- 
Thierry bis Verneuil, die Waldlinie Verneuil—Chambrecy—Queux— 
Reims und die Champagnehügel von den Reimser Nordforts bis zu den 
Kuppen von Tahure und der „Main de Massiges". Paris erwachte vom 
Kanonendonner, und die Späher des Eiffelturmes sahen den Widerschein 
der Schlacht wie Nordlichtglanz am östl chen Äorizont ausgegossen. Aber 
was sie sahen und hörten, war nicht nur der deutsche Artilleriesturm, sondern 
das vom ersten Kanonenschlag an entbrannte Duell der Geschützmassen, 
die von deutscher und alliierter Seite an der Marne und in der Champagne 
vereinigt worden waren. Gouraud hatte sogar eine Stunde früher 
zu schießen begonnen als der Gegner, so genau wußte er die Angriffs- 
stunde. Aber er schoß nur mit leichtem Kaliber und großen Fern¬ 
geschützen und hatte die gesamte schwere Artillerie dem Feuer des Gegners 
entzogen. 
Es war eine dunkle Nacht, Wind und Wetter waren dem Angreifer 
ungünstig, und seine Gasgranaten taten nur geringe Wirkung. Als die deutsche 
Infanterie nach vierstündigem Feuerschlag zum Sturm anttat, traf sie an 
derMarne auf starken, in der Champagne auf schwachenWiderstand. General- 
oberst v. Einem gewann bei Massiges und Tahure Boden und drang, von 
Tanks unterstützt, gegen Souain und Auberive vor, Mudra bemächtigte 
sich der Äöhen von Moronvillers und stieg zur Römerstraße hinab. Die
	        
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