Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Schlacht zwischen der Oise und der Avre 569 
Als es tagte, erhoben sich seine Sturmkorps und drangen in mörde¬ 
rischem Feuer gegen die von acht eingegrabenen, erhöht stehenden Divi¬ 
sionen besetzte Linie Rubescourt—Orvillers—Plessis-Le Roye—Plemont— 
Mont Renaud vor. Weder Vorbereitung noch Feuerkraft halfen gegen 
den deutschen Angriffsgeist. Der Verteidiger wurde auf der ganzen Linie 
aus dem Stand gehoben und im Zentrum durchbrochen. Auf dem rechten 
Flügel warf das Korps Öringer den Feind nach Rubescourt hinein, auf 
dem linken Flügel stürmte der vom Ostufer der Oise zurückgekehrte Lofmann 
die Nordhalde des von Oise, Divette und Matz umflossenen Hügellandes 
von Ribecourt. Der Franzose wich auf dem Westflügel südlich von Mont- 
didier auf Le Fretoy, auf dem Ostflügel südlich von Lassigny auf Caunnec- 
tancourt—Belval. Im Zentrum stürzten zwei französische Stellungen ein. 
Die Korps Webern und Schöler drangen Schulter an Schulter über Morte« 
mer, Cuvilly, Ricquebourg zu beiden Seiten der Straße Roye—Estrees- 
St. Denis und der Matz vor und warfen den Verteidiger 7 Kilometer nach 
Süden. 
Am 10. Juni erneuerte Lutier den Angriff mit verstärkten Kräften 
und gewann auf dem linken Flügel und im Zentrum abermals Raum, doch 
nun zeigte sich, daß der Angriff an der Matz nicht nur aus dem Zusammen¬ 
hang mit den Kämpfen westlich von Soissons geraten war, wo Vöhn seit 
dem 5. Juni keinen Vorteil mehr erringen konnte, sondern daß auch auf 
dem neuen Schlachtfeld Überraschungen blühten. Lutiers rechter Flügel 
wurde von Mangin, den Foch im stillen an die Avre gerufen hatte, in der 
Flanke angegriffen, und das Zentrum südlich vonRessons-sur-Matz in schwere 
Kämpfe verwickelt. Aber noch war kein Grund zum Zagen. Noch stritten 
Lutiers Generale mit überlegener Kraft. 
Otinger hielt Mangins erstem Angriff stand, so heftig dieser auch drängte. 
Webern brach sich Schritt für Schritt nach Süden Bahn und sank erschöpft, 
aber siegreich am Oberlauf der Aronde nieder, Schöler nahm Marqueglise 
und stieß in südöstlicher Richtung vor, um dem Laufe der ostwärts fließenden 
Matz zu folgen, und bedrohte die Verteidiger des Massivs von Lassigny 
in der linken Flanke. Der Franzose trat auf dem rechten Flügel den Rück- 
zug an und gab das Löhengelände von Ribecourt preis. Lofmann eroberte 
Lüget um Lüget, nahm Gehöfte, Dörfer und Flecken mit stürmender Land, 
raffte Gefangene und Gerät an sich und rückte in der Dämmerung in 
Ribecourt ein. Als der Abend sank, stand der rechte deutsche Flügel west¬ 
lich von Mery, die Mitte südlich von St. Maur und Marqueglise in Keil¬ 
gestalt an den üfern der Aronde vor Compiögne, und der linke Flügel war 
im Besitz der Löhen von Ribecourt. Die französische Oiseflanke sprang auf. 
Petoin befahl den Verteidigern von Carlepont, sich aufTracy-le°Val zurück- 
zuziehen, rief aber gleichzeitig Mangin zum allgemeinen Angriff auf Lutiers 
rechten Flügel und die rechte Flanke des von Webern und Schöler bis zur
	        
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