Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

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Die Feldzüge im Westen und im Orient 
Hm so wichtiger war rasches Landein. Hnd so geschah es. Ehe der 
Franzose sich zu einem allgemeinen Angriff auf die Flanken des zwischen 
Aisne und Marne vorgetriebenen Keils aufraffen konnte, stieß der Deutsche 
bei Lassigny zu und erneuerte die Schlacht. 
Die Schlacht zwischen der Oise und der Avre 
Am 9. Juni schritt die 18. Armee zwischen der Oise und der Avre 
zum Angriff. Er war tunlichst beschleunigt worden, trat indes später in 
die Erscheinung, als der Führung lieb war, denn der Franzose begann die 
Verstrickung an der Aisne und am Ostsaum des Waldes von Villers-Cotte- 
rets bereits zu lösen und frische Reserven auszuscheiden. Aber es war 
dem Kronprinzen nicht möglich gewesen, den Angriff früher anzusehen, 
denn die Verschiebung der Angriffsartillerie erforderte Zeit. Die deutsche 
Leeresleitung sah sich auch in diesem Falle genötigt, mit dem Gerät haus¬ 
zuhalten. Sie konnte keine Reservebatterien auffahren, sondern mußte 
schwere Geschütze von Front zu Front — diesmal von der Ailette über die 
Oise zur Divette •— schleppen, um die Schlacht zu eröffnen. Der taktische 
Zusammenhang des neuen Vorstoßes mit der Schlacht am Ourcq wurde 
durch diese Verzögerung des Angriffs gelockert. Roch erschwerender wirkte 
der Hmstand, daß man auf eine Überraschung des Verteidigers nicht mehr 
rechnen konnte. Der Zug lag im Spiele vorgezeichnet, nachdem die Vesle 
überschritten worden war und der Vorstoß über die Aisne in eine stehende 
Schlacht zwischen Reims und Villers-Cotterets gemündet hatte. 
Trotzdem traten die Deutschen zuversichtlich zum Angriff an. Compiègne 
winkte als deutlich sichtbares Ziel, dahinter lag — am Rand der Sieges¬ 
sphäre — Paris. Fiel Compiègne, so brach die Verteidigung der Franzosen 
auf dem Nordufer der Aisne im Kreuzfeuer zusammen, und die 7. Armee 
konnte zwischen Aisne und Marne auf der ganzen Linie zum flankierend 
wirkenden Angriff auf Villers-Cotterets schreiten. 
Lutier hatte seine Streitkräfte nach dem linken Flügel zusammenge¬ 
zogen. Er verfügte über 14 Divisionen, die auf einer Breite von 25 Kilometern 
zwischen Montdidier und Noyon angriffen. Hm Mitternacht rauschten Gas- 
und Rauchgranaten über die Köpfe der flurmbereit harrenden Infanterie in 
die französischen Linien. Doch die tiefgestaffelte französische Artillerie schoß 
diesmal sofort zurück und lenkte schweres Feuer auf Lutiers Sturmdivisionen, 
die sich bei Assainvillers, Lainvillers, Canny-sur-Matz, Lassigny und Cuy- 
Suzoy gesammelt hatten. Hnter Verlusten hielt man aus und wartete auf 
den Tag. Lutier gedachte im Zentrum durchzubrechen, der Tiefenlinie des 
Matzflüßchens zu folgen und das Lügelland von Thiescourt—Ribecourt 
W umgehen, verzichtete aber keineswegs auf Stirnangriffe seiner Flügelkorps.
	        
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