Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Vor neuen Entschlüssen 
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Ambleny—Cutry—Dommiers gegen die Straße von Villers-Cotterets 
und den Mühlbachgrund südlich des Aisnebrückenkopfes Fontenoy zurück- 
geworfen. 
Der Deutsche stand am 4. Juni zwischen Aisne und Marne, dem Wald 
von Villers-Cotterets und dem Bergwald von Reims in der Flanke des 
französischen Zentralraumes und auf den Verbindungslinien der Cham¬ 
pagnefront aufmarschiert. Es war eine im Angriff gewonnene Drohstellung, 
keine Grundstellung zum Ruhen. Man konnte den Angriff aus dieser Stellung 
fortsetzen, sobald man sich gekräftigt und den Nachschub geordnet hatte, 
oder einen außerhalb des Bogens angesetzten Angriff aus der Flanke unter¬ 
stützen, um die zur Kräftigung notwendige Frist zu nützen, aber man mußte 
sich der Flankenbedrohung bewußt bleiben, die der tiefgestoßenen Front- 
tasche von zwei Seiten nahte. Der Gedanke, die Angriffsrichtung angesichts 
des wachsenden Widerstandes der Franzosen abermals zu verkehren und 
sich nun wieder gegen die Engländer zu wenden, hatte am 4. Juni kein Recht 
auf Beachtung, denn die Operation, die den Kronprinzen an die Marne 
geführt hatte, forderte jetzt gebieterisch die Fortsetzung der Schlacht. 
Vor neuen Entschlüssen 
Lindenburg und Ludendorff standen abermals vor neuen Entschlüssen, 
aber diese ergaben sich nicht mehr aus freiem Ermessen, sondern unmittelbar 
aus der zwischen der Aisne und der Marne geschaffenen Lage. Da der Angriff 
zwischen Fontenoy und Noyon nicht durchgedrungen war, blieb der deut¬ 
schen Leeresleitung nichts übrig, als die Schlachtfront noch einmal zu ver¬ 
längern und auf dem Westufer der Oise in südlicher Richtung anzugreifen. 
Es galt, nicht mehr die strategiche Linie Vic-sur-Aisne—Moreuil-sur- 
Ourcq, sondern die große Querverbindung Compiègne—Villers-Cotterets 
zu gewinnen, um die im Mittelraum, am Schulterpunkt der englisch-fran- 
zösischen Front zusammengeflossene Lauptmacht des Feindes von zwei 
Seiten zu umfassen und vernichtend zu schlagen. Das war eine schwierige, 
durch die Entwicklung unendlich erschwerte Aufgabe. Der Feind focht trotz 
allgemeiner Bedrängnis bei Compiègne unter den günstigsten Bedingungen. 
Die Ballung der alliierten Reserven in diesem zentralen, auf der inneren 
Linie zwischen den tiefgestoßenen Frontlaschen ruhenden Raume war im 
Grunde nicht auf Fochs Strategie, sondern auf den Angreifer selbst zurück¬ 
zuführen. Der Sturmlauf Lutiers von St. Ouentin zur Divette und zur 
Avre und der Sturmlauf Böhns von Laon zur Marne und zur Savières 
hatte die feindlichen Kräfte magnetisch in den zwischen den beiden Front¬ 
bogen entstandenen, auf Paris abgestützten Lalbkreis gezogen. Griff der 
Deutsche hier an, so stieß er auf vorbereiteten Feind.
	        
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